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Willingen 2020 – Mountainbiken at its best

Und wieder hatte Corona zugeschnappt; nachdem unser Südtirol-Urlaub bereits ins Wasser gefallen war, aber durch eine Top-Alternative ersetzt wurde (siehe auch Winterberg 2020), wurde ein paar Wochen vor der Veranstaltung nun auch Rad am Ring komplett abgesagt. Das war für Kai und mich ziemlich bitter, denn hatten wir dieses Wochenende doch bereits fest eingeplant und mit einem freien Freitag und Montag ein langes Wochenende vor Augen.

Egal, am langen Wochenende wollten wir unbedingt festhalten und entschieden uns, nach meinen tollen Erfahrungen in Winterberg, für das Hochsauerland in Willingen. Freitag Bikepark, Samstag und Sonntag Touren mit Besuch vom Trailpark Brilon; der Plan stand.

Die Anfahrt am Freitagmorgen lief flüssig und unspektakulär. Während einer kleinen Pause überraschte mich Kai noch mit einem neuen Beste Leben-Becher. Leider ließ Kai bei der Ankunft an einer abschüssigen Stelle das Auto 1 Meter nach hinten rollen und in Neutralstellung funktionieren Parksensoren und Rückfahrkamera nicht, so das keine Warnung zu hören war, als er das hinter uns parkende Auto kurz touchierte. Kurz geärgert, aber alles wurde am gleichen Abend noch mit der Gegenpartei und der Versicherung geklärt. Und, was ein Glück, den Beste Leben-Bechern war nix passiert.

Jetzt mussten wir noch Kais Enduro abholen, da er privat (momentan) nur ein Hardtail besitzt. Enduro, weil das ein Bike ist, das gleichermaßen für Touren, wie für leichte Trails im Bikepark geeignet ist….normalerweise. Was Kai allerdings dann bei der Übergabe bekam, war ein Enduro, das ausschließlich auf Bikepark getrimmt war. So gab es u. a. auch keine versenkbar Sattelstütze, sondern nur eine fest verbaute, die natürlich für den Bikepark komplett eingefahren war. Mit dem Gerät in den nächsten Tagen Touren fahren? Hölle.

Also wurde das Enduro nur für den Nachmittag ausgeliehen und für die nächsten zwei Tage schnell ein Tourenfully an anderer Stelle reserviert. Zum Glück gehören beide Bikeläden zusammen, so dass es damit keine Probleme gab.

So, genug der Aufregung, nun ging es endlich in den Bikepark. Flow- und Flow Country Trail warteten auf uns. Für mich nach Winterberg das zweite Mal im Bikepark, für Kai war das der Einstand. Hoch ging es mit dem Sessellift; für mich diesmal überhaupt kein Problem mehr. An der Endstation war sofort der Einstieg in den Flow Trail, den Flow Country Trail und der Freeride.

Wir starteten mit dem Flow-Trail. Wow, war das klasse. Anliegerkurve an Anliegerkurve mit kleinen, einfachen Tables dazwischen. Was für ein Spaß und was für eine sauber gepflegte Line.

Von der Streckenpflege konnten wir uns kurze Zeit später selber ein Bild machen, als wir auf ein Streckenpflegefahrzeug trafen. Kurz überholt und weiter ging’s.

Die Flowtrails sind selbst für ungeübte Fahrer problemlos fahrbar. Die Schwierigkeit steigt hier mit der Geschwindigkeit. Alle Tables sind locker überrollbar, aber mit ein wenig Tempo sind diese natürlich auch für kleine Sprünge geeignet. Da wir die Strecken noch nicht kannten, hielten wir uns in der ersten Abfahrt noch sehr zurück, was, ehrlich zugegeben, mit einem Dauergrinsen im Gesicht nicht ganz leicht war.

Auch machten sich meine Übungen zuhause in den kleinen Bikeparks Ahlerstedt und Altes Land besonders an den Tables sehr bezahlt. Gute Fahrtechnik steigert Sicherheit und Spaß.

Dass wir hier im Flachland keine Anliegerkurven haben, zeigte sich allerdings auch bei Kai und mir. Das geht auf jeden Fall besser und flüssiger. YouTube-Videos anschauen ist das Eine, praktisches Fahren das Andere.

Die zweite Abfahrt war dann auf dem Flow-Country Trail. Ähnlich wie der Flow-Trail, aber breitere Anlieger und dadurch auch schneller zu fahren. Wellen und die kleinen Tables machen einen Riesenspaß.

Auch wenn der Sessellift uns den kräftezehrenden Aufstieg genommen hat, die Abfahrten kosten irgendwann auch Kraft und so war dann irgendwann auch für uns Feierabend.

Wir hatten den Nachmittag aber super genutzt und waren very happy über den tollen Tag im Bikepark.

Willingen hat neben dem großartigen Bikepark auch einen sehr guten Ruf als Startpunkt für Wander- und MTB-Touren. Allerdings gilt Willingen auch so ein klein wenig als Ballermann des Sauerlands und obwohl die Auslastung aufgrund Corona sicherlich nicht bei 100% lag, waren die Bierlokale und Gaststätten auf der Hauptstraße (Partymeile) doch sehr gut gefüllt und es torkelten bereits um 20:00 Uhr die ersten Betrunkenen Gäste auf den Straßen rum.

Am Samstag holten wir dann rechtzeitig das Tourenfully für Kai und konnten uns dann auf eine schöne Runde zum Trailpark nach Brilon aufmachen.

Obwohl Willingen viele schöne ausgewiesene Routen anbietet, die auch relativ gut ausgeschildert sind, endschied ich mich dagegen, denn diese Routen zeigen zwar viel von der wunderschönen Landschaft, befinden sich aber fast ausschließlich auf festen Feld- und Waldwegen. Auch mochte ich mich nicht auf Komoot verlassen, denn im letzten Jahr sind wir von Brilon nach Willingen gefahren, und da war die vorgeschlagene Strecke hin wie auch zurück nicht der Knaller.

So stolperte ich über Streckenvorschläge der Zeitschrift Mountainbike, die mir sehr verheißungsvoll erschienen. Das war eine gute Entscheidung.

Die Tour nach und vom Trailpark Brilon war klasse. Ja, breite Schotterwege und auch mal ein Stück Asphalt lassen sich nie ganz vermeiden, aber davon abgesehen waren die Wege große Klasse.

Die Landschaft im Hochsauerland ist ja schon beeindruckend, wenn man mit dem Auto oder Motorrad fährt, aber ich behaupte mal die wirklich beeindruckenden Aussichten siehst du nur, wenn du zu Fuß oder mit dem MTB unterwegs bist.

Im Trailpark Brilon angekommen haben wir uns an die große Trailrunde gemacht. Das macht einfach Hammerlaune. Anders als im Bikepark muss man sich hier die Höhenmeter selbst erkämpfen, hat dafür aber wunderschöne Abfahrten, die halt etwas ruppiger, aber sehr spaßig sind. Das ständige Auf und Ab kostet allerdings auch Kraft.

Nach der Runde gönnten wir uns ein schönes Bier und machten uns wieder auf den Rückweg nach Willingen. Auch der Rückweg war wieder klasse, aber sehr, sehr kräfteraubend. War ja nicht so, dass wir uns mit frischen Kräften auf den Rückweg gemacht hatten; Hinweg und Trailpark hatten schon gut gezehrt.

Und dann kam gegen Ende dieser nie endende Aufstieg, wie man hier unten am Höhenprofil gut sehen kann. Alter Schwede, da hat mich nur noch der Wille hochgetragen.

Irgendwann war aber auch das geschafft. Die schönen Höhenmeter wurden dann runter nach Willingen leider nur durch eine Schotter- und Asphaltstrecke vernichtet, dass kannte ich schon vom letzten Jahr. Ja nu, geht wohl nicht anders. Am Ende standen 62 km, knapp 1400 Höhenmeter bei einer reinen Fahrzeit von 5 Stunden zu Buche.

Duschen, fein schmausen, halbtot ins Bett fallen; was ein geiler Tag. Und hoffen auf den nächsten Tag, denn da war Dauerregen angesagt.

Jupp, es regnete in der Nacht und am Morgen, aber es sollte gegen späten Vormittag besser werden. Also planten wir etwas später loszufahren und eine etwas kleinere Runde zu drehen. Die Zeit nach dem Frühstück wollten wir für ein kleines Männershopping am Bikepark nutzen.

Ja….äh…. ich weiß nicht wie ich es beschreiben soll, ohne mich zum Vollhorst zu machen. Ja, es gibt im Bikeshop natürlich auch eine Mädelsabteilung. Und ja, man kann eine weibliche Schaufensterpuppe nehmen um zu zeigen, wie toll die Mädelsklamotten am Körper sitzen, aber (scheiß die Wand an) die Schaufensterpuppe sah irgendwie anders aus als das, was ich sonst so von anderen Warenhäusern oder Sportläden kannte. Ich glaube ich muss hier nicht beschreiben, was ich meine.

Am Nachmittag witzelten Kai und ich noch darüber und dann stellten wir fest, dass doch alle Männer Schweine sind, wir inklusive. Asche auf unser Haupt, aber außer dass das Shirt hellblau war wussten wir nix mehr. Halt stopp, ich wusste zumindest, dass sie eine Kopfbedeckung ohne Bommel trug. Kai fragte noch: „Hatte die überhaupt Beine?“ Au man, das war uns echt unangenehm. Na ja, mittlerweile weiß ich jetzt, dass die Cap ro…grü…äh moment…dunkelblau ist. So Schluss, weiter mit der Tour (ja, ihr könnt jederzeit zurückscrollen und ja, es war ein Fehler diese Anekdote nicht am Schluss zu erzählen).

Gegen 11:00 Uhr starteten wir ohne Regen auf unsere Tour. Am Anfang stand gleich ein knapp 8 km langer Anstieg vor uns, vor dem uns auch graute, der aber im Endeffekt halb so wild war.

Ohne es im Vorfeld zu wissen, führte uns die Route auf den Clemensberg. Ein 5 minütiger Schauer erwischte uns fast, aber wir hatten eine schöne Unterstellmöglichkeit. DAS war der einzige Regen, der uns an diesem Tag treffen sollte. Das Wetter wurde immer besser und die Aussicht vom Clemensberg war fantastisch.

Die Tour war wieder ganz großes Kino. Tolle Wege und tolle Aussichten.

An beiden Tagen sind wir kaum auf andere Leute gestoßen. Ja, hier und da mal ein paar Wanderer, aber außer im Trailground Brilon konnte man die MTB-Fahrer an einer Hand abzählen, wenn überhaupt. Das sprach definitiv für die Route.

Gegen Ende der Tour, kurz vor Willingen, kam noch ein Anstieg bei dem ich kapitulierte und das Mounti schob. Da hätte ich schon fast Steigeisen gebraucht.

Dann fuhren wir noch zwei Mal über den Übungsparcour, der aber gegenüber Winterberg meiner Meinung nach sehr abfällt.

Mit der Kurkarte fuhren wir dann noch einmal mit der Seilbahn auf den Ettelsberg. Da wir keinen Fullfacehelm dabei hatten, mussten wir auf die Abfahrt Flow-Trail verzichten. Irgendwie sind wir aber trotzdem runtergekommen. Ob das alles so richtig war, weiß der Geier.

Kai gab gegen 17:00 Uhr sein Tourenfully zurück und wir ließen das Wochenende abseits von der Partymeile beim guten Italiener ausklingen.

Was ist noch erwähnenswert?

  • Ich habe noch nie so viel E-Mountainbikes gesehen wie in Willingen. Bikes ohne Motor, abgesehen vom Bikepark, hatten schon fast Seltenheitswert.
  • Holländer lieben Willingen
  • Unser Gasthof war spitze, ist aber auf Radfahrer nur bedingt eingestellt. Wie schon in Winterberg war der Abstellraum für die Mountis sehr begrenzt.
  • Mit Wanderern gab es Null Probleme.

Und beim nächsten Mal, Winterberg, Willingen oder doch Brilon?

Ich würde wahrscheinlich wieder Willingen wählen. Nicht wegen besser oder schlechter, aber es liegt halt in der Mitte der drei Orte. Der Trailground Brilon ist auf jeden Fall einen Abstecher wert und kann von Willingen auch mit dem Rad erreicht werden. Und für einen Abstecher in den Bike- und Trailpark Winterberg kann man die Räder fix aufs Auto schnallen und ist in einer halben Stunde vor Ort.

Sicher ist nur, das Hochsauerland sieht uns wieder.

So jetzt könnt ihr nochmal zurückscrollen.

Thomas Tremmel