Kurt 05 „Filtermania“

Urrgs, Kurt ist mit hochrotem Kopf im Anmarsch, das verheißt nichts Gutes.

„Moin Thomas, hast du einen aktuellen Filterprospekt, den du mir mal ausleihen kannst?“

„Öh, muß ich mal schauen. Suchst du denn etwas Bestimmtes?“ fragte ich ihn.

„Na ja, ich möchte meine Bildqualität verbessern und habe mir da diverse Filter gekauft, aber mit dem Ergebnis bin ich noch nicht ganz zufrieden.“ Kurt griff in seine Tasche und holte da folgendes Bild heraus. Es stammte von einer unserer seltenen gemeinsamen Fotounternehmungen.

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Urgs, was ist denn das? Jetzt mußte ich aufpassen was ich sage, denn das schien mir wieder das Resultat einer aus Kurts Kopf entsprungenen, glorreichen Idee zu sein.

„Äh, hast du da evtl. einen Filter benutzt?“ Das war wohl schon die falsche Frage, denn Kurts Stirn fing an sich leicht zu runzeln. „Ich weiß genau was du sagen willst ‚Kurt, da hast du aber das falsche Filter benutzt, du hättest lieber ein anderes nehmen sollen.‘ Aber das kannst du vergessen.“ Er griff in seine Fototasche und holte seine Kamera mit dem 17-300mm Objektiv aus der Tasche, aber irgendwie hatte ich das Objektiv kürzer in Erinnerung.

Kurts Miene erhellte sich und er sagte: „Ich habe keine Kosten und Mühen gescheut, um die Qualität meiner Bilder zu verbessern. Und um für jede Situation den richtigen Filter vorm Objektiv zu haben, ohne dass da wieder irgendein Klugscheißer meint, das wäre das falsche Filter gewesen“, dabei schaute er mich kurz und sehr eindringlich an, „habe ich sie gleich alle vors Objektiv geschraubt.“ Ich schaute noch mal auf das Objektiv und konnte kaum glauben, was ich sah: das Objektiv bestand zur Hälfte nur aus Filtern. Kurt sah meinen verdutzten Ausdruck im Gesicht, interpretierte das aber als sehr positv, was mir sein Hähä-damit-hast-du-nicht-gerechnet-Gesichtsausdruck verriet. Er fing auch gleich an zu erklären:

  1. Der teurer UV-Filter als Schutz vor UV-Strahlung.
  2. Noch ein günstigen UV-Filter, um den teuren UV-Filter zu schützen.
  3. Ein Skylightfilter gegen den Dunst.
  4. Einen KB 15, falls Kunstlicht mit im Bild ist.
  5. Einen KR 15 zum Ausgleich, wenn da doch kein Kunstlicht ist.
  6. Einen linearen Polfilter gegen lineare Spiegelungen.
  7. Einen cirkularen Polfilter gegen cirkulare Spiegelungen.

Alle Filter natürlich mit einen Durchmesser von 72mm und HXYMC-spezieller-supergut-Vergütung. Kurt erklärte noch weiter: „War gar nicht billig die ganzen Filter mit der Vergütung und alle in 72mm, aber ich bin ja nicht auf den Kopf gefallen. Zum Schutz der Filter habe ich mir einen 08/15-Grabbeltisch-UV-Filter mit Flaschenboden-Vergütung gekauft, der ganz vorne draufkommt.“ Kurt strahlte und ließ sich in seinen Erklärungen gar nicht mehr aufhalten: „Aber ich war wohl nicht konsequent genug. Irgendein Filter schluckt wohl ein wenig viel Licht, dadurch habe ich nur noch ganz lange Verschlußzeiten. Außerdem sind die Ecken sehr dunkel und das Bild wirkt ein wenig flau und unscharf. Das muß ich auch noch alles wegfiltern.“

„Womit?“ fragte ich erstaunt. „Na ja, das ist doch klar“, sagte Kurt schon wieder leicht verärgert und zählte auf:

  • Den erforderlichen Ecken-heller-mach-Filter.
  • Den Gib-mehr-Licht-Filter.
  • Den wichtigen Scharfmacher-Filter.
  • Und nicht zu vergessen den Bischen-mehr-Brillanz-reintu-Filter.

Au weia, dachte ich nur. Das darf doch wohl nicht wahr sein, das tut ja schon weh. Nene, auf die Diskussion habe ich jetzt keine Lust. Ich hole den Prospekt und fertig aus. Soll er sich mit dem Filterfritzen auseinandersetzen oder mit dem Fachverkäufer seines Vertrauens. Ich tue mir das nicht an. Ich lächelte nur und sagte: „Tja, dann will ich mal den Filterprospekt holen.“ Doch bevor ich loslief fragte Kurt noch: „Sag mal Thomas, du hast den Leuchtturm doch damals von der gleichen Stelle fotografiert. Welche Filter hast du denn alle benutzt?“ „Äh, ich glaube ich hatte da nur einen Polfilter drauf. Ich schau mal eben nach und bringe das Foto mit.“

So ’n Mist, hätte ich das blöde Bild bloß schon in die Tonne geworfen. Irgendwie habe ich da kein gutes Gefühl bei. Kurz darauf gab ich Kurt den Pospekt und mein Leuchtturmbild. Kurt schaute auf das Bild und bekam den Mund kaum noch zu.

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„Das darf doch wohl nicht wahr sein. Ich zerbreche mir den Kopf, welche Filter ich noch einsetzen muß und du hast die alle bereits bei unserer Leuchtturmunternehmung benutzt?“ Kurt schaute mich mit kleinen spitzen Augen an und ich verstand nur Bahnhof.

„Äh Kurt, du verstehst da was falsch. Ich habe da nur einen Polfilter benutzt, sonst nichts.“ „Soso“, konterte Kurt, „und warum hast du keine dunklen Ecken, kein verwackeltes, sondern scharfes Bild und so brillante Farben?“ Au man, ich habe da echt kein Bock drauf. „Kurt, daran liegt das doch nicht. Du benutzt zuviele, unnütze Filter. „Ach so“, sagte Kurt in einem überfreundlichem Ton, „ich benutze Filter die die Bildqualität verbessern und bekomme ein schlechteres Bild als du, der nur einen einzigen popeligen Polfilter benutzt?“ „Ganz genau“ bestätigte ich ihm.

„VERGISS ES! Das kannst du dem Weihnachtsmann erzählen.“ Kurt verschärfte seinen Ton und lief hochrot an. „Ha, ich werde mir die Filter auch sofort bestellen, und alle in der Supergut-Vergütung, dann werden meine Bilder noch viel besser als deine.“ Er drehte sich um und lief los, doch nach 10 Metern hielt er noch mal an, drehte sich um und bemerkte in einem zynischen Ton: „Und wie ich dich kenne, warst du bestimmt zu geizig, deine ganzen Filter noch mit einem günstigen UV-Filter zu schützen.“

Ja genau, dachte ich. Hier im Norden sind herumfliegende Steine eher die Seltenheit, und wenn ich mal die Ralley Paris-Dakar fotografiere, dann werde ich mich wohl kaum auf die Stoßstange eines Autos setzen.

Kurt setzte seinen Weg fort und ließ mich mal wieder einfach stehen. Wie ich gehört habe, sucht er noch Leute für eine Sammelbestellung. Wenn Sie Interesse haben, ich leite das gerne weiter, aber halte mich da völlig raus.

😉

Thomas Tremmel