Allein oder zu ZweitBeiträge

Tommys Tour 2020 – Schleswig Holstein am Wasser

Vorteile von Regen:

  • macht keine Kalkflecken auf den Regenklamotten
  • keine Mücken
  • man freut sich für die Menschen, die sich immer Regen wünschen (Fremdgönnung)
  • spart Sonnencreme
  • man muss sich nach einer Tour nicht ärgern, dass man die Regenklamotten umsonst mitgeschleppt hat
  • man wird endlich wieder an den tollen Song „Raindrops keep falling on my head“ erinnert

Nachteile von Regen:

  • „DRAUF GESCHISSEN AUF DIE VORTEILE“

Schön, dann hätten wir das ja schon mal im Vorfeld geklärt und ich kann mir das im Bericht ersparen.

Vor der Tour

Mir hat meine Tour im letzten Jahr so gut gefallen, das wollte ich in diesem Jahr unbedingt wiederholen. Da ich unbedingt mal am Nord-Ostsee-Kanal fahren wollte, wählte ich meine Tour durch Schleswig Holstein. Und da ich sehr gerne am Wasser fahre, baute ich ein Stück Ost- und Nordsee mit ein. Geplant hatte ich meine Strecke mit Komoot, passte sie nach meinen Wünschen an und lud sie als Track auf meinen Garmin. Ich bin überhaupt kein Freund vom Routing und verlasse mich ungern zu 100% auf die Software, die Vorteile von Komoot und Garmin sind aber nicht von der Hand zu weisen.

Meine Unterkünfte hatte ich alle im Vorfeld gebucht und achtete dabei auf möglichst kostenlose Stornierung bis zum Ankunftstag. Die Auswahl an geeigneten und bezahlbaren Hotels war kleiner als gedacht. So musste ich meine Etappenzielorte immer wieder ändern bis alles passte. Eine Buchung am gleichen Tag während der Tour wäre mit Sicherheit zeitintensiv, stressig und teurer geworden.

Gegenüber meiner Tour aus dem letzten Jahr fuhr ich diesmal auf profilierten 40mm Conti Terra Speed Reifen. Mehr Grip und deutlich mehr Komfort. Von Vaude hatte ich einen Wäschebeutel für die Gepäckträgertaschen, damit die Wäsche während der Fahrt trocknen konnte. Das funktionierte super, solange es nicht regnete.

Tag 1 von Harsefeld nach Rendsburg 145km

Ich war kaum raus aus Harsefeld, da konnte ich auch schon die Regenklamotten überziehen. Der Regen hielt sich dann auch hartnäckig bis Kilometer 100. Ich wählte den Weg an der Elbe wusste jedoch (gegenüber vielen Elbe-Radweg-Touristen), dass die Hubbrücke vor Wischhafen nicht zu überqueren war. Was ich nicht wusste, dass die komische Rettungsbootfirma kurz vor Krautsand das (eigentlich immer offene) Tor mal eben schloss und ich dort nicht weiterkam. Also kleiner Umweg. Nicht so schlimm, aber das wäre auf diesem Teilstück die einzige Stelle mit Blick auf die Elbe gewesen, sonst schaut man nämlich nur auf den Deich.

Egal, ab zur Fähre nach Wischhafen und von da an Richtung Brunsbüttel. Von Glückstadt Richtung Brunsbüttel war für mich Neuland uns so freute ich mich trotz des Regens auf dieses neue Stück. Das war sehr schön und fast durchgehend mit Blick auf die Elbe und Elbmündung. Der leichte Regen machte immer wieder mal für 5 Minuten Pause (war wirklich so), so dass ich immer mal wieder ein Foto machen konnte.

In Brunsbüttel angekommen ging es gleich mit der Fähre auf die andere Seite. Die Fähren habe ich an diesem Tag noch ein paar Mal genutzt. Diese sind übrigens komplett kostenlos.

Ach ja, ich bin auch nicht den offiziellen NOK-Radweg gefahren, da sich dieser immer mal wieder durchs Hinterland schlängelte. Das mag durchaus interessant sein, war aber nicht mein Anspruch. Ich wollte nur am Wasser fahren und das hat auch super funktioniert.

Das spannende am NOK sind die großen Schiffe, neben denen man quasi parallel fahren kann…normalerweise.  Aber durch Corona ist halt einiges anders und so fuhr natürlich kein einziges Kreuzfahrschiff auf dem NOK und es dauerte auch eine ganze Weile bis endlich mal ein nicht ganz so großer Frachter von hinten kam.

Imposant waren allerdings die Brücken und besonders die Brücke mit der Schwebefähre, die allerdings nach einer Kollision im letzten Jahr mit einem Schiff momentan nicht fährt. Aber wenn ein Zug oben über die Brücke fuhr, boah, das war einfach toll. Da frohlockte das kleine Kind in mir, sah das doch von weitem wie eine Modelleisenbahn aus.

Nach ca. 100km hörte der Regen auf und ich befreite mich zum ersten Mal von meinen Regenklamotten.  Das hatte ich nach 5 Minuten schon wieder bereut, denn es fing wieder an zu regen. Aber nur ganz kurz und dann kam sogar die Sonne raus. Oh wie geil, so eine Landschaft wirkt doch gleich ganz anders, wenn die Sonne scheint. Meine eh schon gute Laune stieg nochmal weiter an.

Nach einer weiteren Fährenfahrt bemerkte ich einen schleichenden Plattfuß am Hinterrad. Na ja, kommt etwas früh auf der Tour, aber das kann man sich ja nicht aussuchen. Loch lokalisiert und Schlauch schnell gewechselt. Allerdings eierte das Rad anschließend wie Sau. Also nach ein paar Kilometer den Mantel nochmal wieder gelöst, Schlauch neu zentriert und Mantel wieder befestigt und aufgepumpt. Resultat: eiert weniger, aber eiert. Ja Sakra, das gibt es doch nicht. Okay, Mantel saß aber gut und so fuhr ich langsam weiter.

 Nach ca. 115km machte ich eine kleine Pause bei der Fischerhütte und trank einen Kaffee, dann ging es weiter nach Rendsburg. Zwei Frachter kamen noch passend von hinten, die ich eine Zeitlang begleitete.

In Rendsburg angekommen musste ich durch einen Tunnel und dort sollte man mit dem Fahrrad die Rolltreppen benutzen. Das konnte ich mir erst mal nicht vorstellen und schaute mir das bei anderen Radfahrern an. Jo, einfach die Rolltreppe runter, durch den Tunnel und andere Seite die Rolltreppe wieder hoch, witzig.

Kurze Zeit später kam ich dann im Hotel an und freute mich auf Dusche, lecker Essen und ein weiches Bett. Ach ja, vor dem Hotel war so eine Art Wiese und da war an diesem Abend Monstertruckshow. Äh ja, ich musste den Fernsehe etwas lauter stellen. In der Nacht brach dann nochmal ein Gewitter über Rendsburg los. Mir egal, ich lag warm und zufrieden im Bettchen.

Tag 2 von Rendsburg nach Flensburg 137km

Lecker Frühstück und dann freute ich mich auf die Schlei und die Ostsee. Erst mal ging es noch für 16km bis Sehestedt am NOK entlang, der ab Rendsburg einen etwas anderen Charakter hatte, denn hier ging es unter anderen durch kleine Wälder. Das war ein sehr schönes Stück und endlich begleitete mich auch mal ein größeres Schiff für das restliche Stück. Das war ein schöner Start in den Tag. Dazu kam, dass wie von Geisterhand die Eierei des Hinterrads wech war.

Auf den Weg an die Schlei über Eckernförde waren die Radwege katastrophal. Junge, junge; guter Start in den Tag, noch kein Regentropfen, aber die Radwege haben die schlimmsten Schimpfwörter aus mir rausgeholt. Da fehlte mir echt die Muse mich an der Landschaft zu erfreuen, die sich bei dem stark bewölkten Himmel aber auch schwer tat zu glänzen. Irgendwann riss der Himmel aber sogar auf und die Sonne bahnte sich den Weg zu mir.

Tja, und dann kam die nächste unangenehme Überraschung; der Umwerfer tat sich erst schwer aufs große Kettenblatt zu schalten und dann ging gar nichts mehr. Oh shit, Zugspannung erhöhen brachte keine Abhilfe und so googelte ich fix nach einem Fahrradhändler in Kappeln und machte mich flott auf den Weg. Augen für die schöne Landschaft an der Schlei hatte ich aber trotzdem noch. Wer’s noch nie gemacht hat, eine Umrundung der Schlei ist traumhaft und sehr abwechslungsreich.

Beim Fahrradhändler in Kappeln war’s natürlich sehr voll und vor einer Stunde hatte er keine Zeit. Also bat ich um Werkzeug da ich vermutete, dass der Seilzug durchgerutscht war. Tja, war aber nicht so; bis auf zwei Drähte war der Seilzug durchgerissen. Na ja, dann halt den Rest der Tour nur das kleine Kettenblatt ( besser als andersrum).

Weiter ging’s, denn ich hatte noch gut 80km vor mir und wollte die Ostsee eigentlich nicht im Eiltempo an mir vorbeirauschen lassen. Der Wind war übrigens bisher die gesamte Tour mein Freund. Ich wusste, irgendwann wird sich das ändern, aber momentan lief es.

Nach 70km war ich dann an der Ostsee. Wow, traumschön und man kam ohne Probleme an den wunderschönen Sandstrand. Ein toller Weg schlängelte sich an der Küste entlang. Die See war sehr ruhig, weil an der Wind abgewandten Seite.

Weiter ging es durch das Naturschutzgebiet Geltinger Birk und an der Geltinger Bucht lang. Nochmal wow, was für ein wunderschönes Gebiet. Das Wasser war hier allerdings deutlich rauer, da hier die Wind zugewandte Seite war. Aber egal, diese Landspitze war ein absolutes Highlight.

Für mich ging es nun weiter nach Glücksburg und der Wind war nun gar nicht mehr mein Freund. Junge, junge, nu war mir auch klar, warum die See hier so rau war. Bis nach Glücksburg hatte ich aber fast immer einen tollen Blick auf die Flensburger Förde, was mich so ein wenig vom starken Gegenwind ablenkte.

Schnell noch ein Bild am Glücksburger Schloss und weiter zum Etappenziel Flensburg. Mein Hotel war sehr schön direkt am Hafen gelegen und Innenstadt nah. Schnell war ein gutes Lokal gefunden und den Burger hatte ich mir redlich verdient. Von wegen Schleswig-Holstein ist platt; 877 Höhenmeter habe ich auf dieser Etappe erklimmen müssen. Fast wie inne Berge.

Aufgrund von Corona wählte man sein Frühstück am Abend vorher und es wurde einem am Morgen aufs Zimmer gebracht. Ich fand das nicht schlecht. Kaffee war frisch und die geschmierten Brötchen sehr lecker. Und irgendwie lustig.

Tag 3 Von Flensburg nach Struckum 103km

In aller Früh ging es aus Flensburg raus. Mir wurde noch ein wunderschöner Blick auf die Flensburger Förde geschenkt. Also das war schon ziemlich Hammer. Dann machte ich mich von der Ostsee auf meinen Weg zur Nordsee.

Und schwupps stand ich auf einmal in Dänemark. Ein Stück ging es am ehemaligen Deutsch/Dänischen Grenzweg entlang, was teils ein wenig abenteuerlich war, aber mein Garmin meinte einfach immer weiter. Ich kam dann durch ein Lager, was sich später als Internierungslager Forsler rausstellte.

Um an die Nordsee zu kommen hatte ich eine möglichst kurze unkomplizierte Strecke als Transferstrecke gewählt und als ich wieder die Grenze überfuhr und mir den Himmel so anschaute entschloss ich mich, glücklicherweise noch gerade rechtzeitig, mein Regenzeug wieder anzuziehen. Und dann ging es richtig los. Es goss wie aus Eimern. Und so ging es 45km lang bis zur Nordsee. Dauerregen, heftiger Gegenwind und beschissene Radwege. Jo, ich geb zu, das war mein Tiefpunkt der Tour.

Ein paar Kilometer vor Dagebüll, dem Fährhafen zur Insel Föhr, musste ich auf dem Radweg mein Rad teilweise über Hindernisse tragen, während links von mir auf glatten Straßen die frisch geputzten SUVs auf ihren MCPherson-Federbeinen sich auf den Weg zur Fähre nach Föhr machten. Jo, ich weiß was ihr denkt, aber da war ich einfach gefrustet.

Endlich angekommen an der Nordsee, wollte ich natürlich über den Deich ans Wasser. Und dann stand da: „Für Radfahrer kein Zutritt“. Haha, falscher Spruch zur falschen Zeit. Ich bin dann über den Deich und habe dort eine Pause gemacht. Da der Regen wieder stärker wurde suchte ich ein wenig Schutz neben einer Hütte.

Nach meiner Pause respektierte ich natürlich das Radfahrverbot und fuhr wieder über den Deich zurück. Ein kurzes Stück weiter durfte man aber wieder auf den Deich fahren.

Das war schon super. Bei dem Wetter waren kaum Leute unterwegs und man fährt auf relativ guten Radwegen immer am Wasser oder am Watt entlang.

Wenn denn der Radweg nicht auf einmal bei Kilometer 75 Höhe Schlüttsiel gesperrt war. Sehr löblich, dass hier die Radwege erneuert und verbessert werden, nur blöd, wenn das nicht vorher angekündigt wurde ich 3km wieder zurückfahren durfte. Und noch blöder, wenn die einzige Alternative die stark befahrene Zubringerstraße zur Insel Föhr war. Zum Glück kamen mir fast ausschließlich Autos entgegen, da wohl gerade keine Fähre von Föhr angelegt hatte.

Das Wetter wechselte immer zwischen leichten Dauerregen, Starkregen und trockenen Abschnitten. Ich war sehr froh über gutes Regenzeug zu verfügen, aber der Dauerregen drückte schon aufs Gemüt. Dafür gab es aber teils tolle Wolkenformationen am Himmel.

Um meine Unterkunft zu erreichen musste ich wieder 10km ins Landesinnere nach Struckum. Der Regen machte wieder eine kleine Pause und die Sonne kam durch. Ich drückte etwas auf die Tube, denn hinter mir schien die Sonne und da wo ich hinwollte wurde es immer dunkler. In der Nacht hatte es dann so stark geregnet, dass ich befürchtete Schleswig-Holstein wurde komplett ins Meer gespült.

Tag 4 Von Struckum nach Karolinenkoog 147km

Die längste Etappe lag vor mir und der Tag startete mit Regen. Erst mal ging’s wieder 10km zurück an die Nordsee und auch hier war wieder der Weg vor und hinter dem Deich aufgrund von Wegarbeiten gesperrt. Ich hatte jedoch keine Alternative und so fuhr ich auf dem abgefrästen Weg, was relativ gut ging und dann bald auch ein Ende hatte.

Wieder hatte ich die Küste fast für mich alleine und musste mir diese nur mit einigen Schafen teilen. Der leichte Dauerregen hatte nur einen kleinen Nervfaktor, da das Hingleiten mit dem Rad an der Küste einfach toll ist. Ach ja, Schutzbleche am Rad sind dringend zu empfehlen. Nicht nur wegen des aufspritzenden Regenwassers, sondern besonders wegen der ganzen Schafscheiße, der man unmöglich aus dem Weg gehen kann und auch überall am Rad wiederfindet. Nicht auszudenken, wo die überall ihren Weg ohne Schutzbleche finden würde.

Nach 50km erreichte ich Husum. Das einzige, was mir da positiv in Erinnerung geblieben ist, der Regen hörte auf. Nach dieser Ruhe und Tiefenentspannung an der Küste hat man einfach keinen Bock auf nervige Autofahrer, Lärm und Hektik. Ich war froh dort wieder raus zu sein und konnte ein paar Kilometer später sogar meine Regenklamotten ausziehen. Ach ja, nach meiner Erfahrung haben in Schleswig-Holstein die Autofahrer mit dem Kennzeichen NF den höchsten Arschgeigenanteil. Das nur mal so am Rande.

Mein nächstes Ziel war bei Kilometer 90 der Leuchtturm in Westerhever. Kurz vorher machte ich eine kleine Pause beim Alsterwasser und Matjesbrötchen. Die Schleswig-Holsteiner machen Remoulade auf ihre Matjesbrötchen. Buäh, das habe ich bei weiteren Pausen immer vermieden. Ein Blick in den Himmel sagte mir, dass ich meine Regenklamotten wieder anziehen konnte und dann ging es auch schon los. Ich machte mich auf den ca. 2km langen Weg zum Leuchtturm und teilte mir diesen beliebten Weg mit vielen, vielen anderen Menschen. Und dann ging es los.

Alter Schwede, kam da ein Wasser runter. Das war ein Bild für die Götter. Sorry, aber das hat so geregnet, da konnte ich die Kamera nicht rausholen. Ganz schnell unter der Jacke für ein Foto am Leuchtturm, als es mal 10 Sekunden schwächer wurde. Leider kann man den Regen da nicht wirklich sehen. Ich war durch meine Klamotten ja relativ gut geschützt, aber die meisten Touris hatten weder Regenschirm, noch entsprechende Klamotten und es gab auch nichts zum Unterstellen.

Aber, um es vorwegzunehmen, dieser gewaltige Wolkenbruch war nach 20 Minuten vorbei und der letzte Regen auf meiner Tour. So schnell und gewaltig dieser Schauer auch kam, so schnell war er auch wieder vorbei, der Himmel riss auf, die Sonne gab alles und es wurde ab da traumhaft.

Auf dem Weg nach St. Peter Ording nahm die Dichte der Fahrradfahrer zu, der Ort war auch ziemlich gut besucht. Eigentlich wollte ich dort eine kleine Pause machen, aber ich lasse mein Fahrrad ungerne irgendwo unbeaufsichtigt stehen und man konnte das Rad nirgendwo bis mit an seinen Tisch nehmen. Außerdem ist die Atmosphäre in St. Peter Ording nicht so wirklich mein Ding, obwohl es dort wirklich sehr schön ist. Der Zugang zum Strand ist überraschenderweise auch nicht überall ohne Gästekarte verboten, wenn man nicht gerade an den Hauptstellen Zutritt haben möchte.

Sehr positiv fand ich auch diese Art Fahrradautobahn zwischen Ort und Küste, die zum großen Teil schon fertiggestellt war.

Das Wetter war jetzt megageil. Um mich herum nur Sonne und die dunklen Wolken weit, weit weg. Das Stück an der Küste Richtung Eidersperrwerk war einfach nur fantastisch, ich hätte anhalten und in den Himmel schreien können. Nein, nein, ich wollte weder Schafe noch Möwen verjagen und so fuhr ich einfach mit einem großen Glücksgefühl im Bauch weiter.

Nach dem Eidersperrwerk ging es dann wieder ins Landesinnere über Tönning zu meiner Unterkunft nach Karolinenkoog.  Wow, was für ein toller Tag. In der Nacht hat’s dann wieder ordentlich geregnet, aber wenn interessiert’s? Ich hatte es warm und trocken.

Tag 5 Von Karolinenkoog nach Wischhafen 121km

Sturm sollte kommen, aber der Tag startete erst mal mit viel Sonne. Man, war das schön mal nicht mit Regenklamotten loszufahren. Ja, ich hatte zwar Gegenwind, aber der hielt sich in Grenzen.

Und das Stück an der Nordseeküste war wieder traumhaft. Sonne, guter Radweg, kaum Leute, Schafe und Vogelschwärme und immer der Blick auf Schiffe, kleinen Inseln und das Wattenmeer. Und eine Ruhe, unbezahlbar.

Und dann musste ich ein paar Kilometer vor Büsum den Küstenradweg verlassen, weil dort aufgrund eines FKK-Strandes der Radweg für Radfahrer gesperrt war. Bis ein paar Kilometer nach Büsum war sowieso alles an der Küste für Radfahrer gesperrt. Ja, man darf irgendwo sein Rad abstellen und nach dem Kauf einer Gästekarte durfte man dann den Küstenabschnitt betreten, aber ohne Karte geht gar nix. Na ja, dann eben nicht Büsum. Ein paar Kilometer weiter konnte ich dann wieder auf den Küstenradweg und hatte wieder meine Ruhe.

Der Wind nahm zu und kam nun mal leider von vorne. Ich hielt an und schaute auf die Wettervorhersage. Ups, das sah gar nicht gut aus; die Windgeschwindigkeit sollte nun innerhalb kürzester Zeit rasant steigen und ein großes Regengebiet bahnte sich an. Ich fuhr noch weiter bis Friedrichskoog und rief dann meine Frau an, dass sie mich doch bitte auf der anderen Elbseite in Wischhafen abholen sollte.

Ich überlegte noch kurz danach, ob ich das mit dem Abholen revidieren sollte, da ich ja eigentlich keine Eile hatte und dann halt etwas später zuhause ankommen würde, bis ich bei Brunsbüttel die schwarze Wand auf mich zukommen sah. Oh weh, das wird knapp und revidiert wird hier gar nix.

Ich gab Oranje die Sporen, ließ das Atomkraftwerk Brokdorf links liegen und sah von weiten die Fähre in Glückstadt schon anlegen. Gerade so erwischte ich sie noch.

Kerstin hielt zum Glück direkt am Fähranleger und dann brach der Himmel auch schon auf. Schwein gehabt. Und die Rückfahrt an der B73 hat mir nun nicht wirklich gefehlt.

Wurden meine Erwartungen an diese Tour erfüllt?
Oh ja, und weit mehr als das. Ich hätte nicht unbedingt erwartet, dass ich so viel am Meer fahren kann und dass die Strecke so reibungslos verläuft. Wie ich schon oben schrieb, Track und nicht Route ist hier meiner Meinung nach die weitaus bessere Wahl.

Fest buchen, vorher buchen oder doch Zelt?
Während dieser Tour kurz vor dem Erreichen eines Etappenziels eine Unterkunft zu suchen wäre definitiv in die Hose gegangen. Bei dem Regen ein Zelt aufbauen und morgens im Regen wieder abbauen? Keine Chance für mich. Wenn ich mir Schmerzen zufügen möchte, dann kann ich mich auch auspeitschen.

Was würde ich beim nächsten Mal anders machen?
Ganz ehrlich? Nicht viel. Die Dinge von der letzten Tour wie andere Reifen, Wäschesack, ein paar Schuhe, kürzere Etappen und Hauptstraßen meiden habe ich umgesetzt und haben sich auch bewährt. Eine Oberrohrtasche werde ich mir noch kaufen und nicht nur Ersatzschlauch, sondern auch einen Ersatzmantel mitnehmen. Außerdem eine größere Luftpumpe, der Platz in den Taschen ist definitiv da.

Bis hierhin durchgelesen? Dankeschön, dass du meine Erlebnisse mit mir geteilt hast. Ich schreibe immer aus dem Bauch raus, kann deshalb Dinge nicht einfach weglassen und dann wird’s auch schon mal länger. Ich hoffe, die Bilder haben zur Auflockerung geholfen.

Nur Bilder angeschaut, weil zu viel Schreiberei? Auch okay, dafür mach ich sie ja, damit sie ein Teil meiner Erlebnisse wiederspiegeln.

Aber wer selber schon mal so eine Tour gemacht hat weiß, weder Bilder noch Wörter können die Erlebnisse auch nur halbwegs wiederspiegeln, dafür muss man sich einfach selber auf sein Rad setzen.

Wenn die Knochen mitspielen, werde ich es nächstes Jahr wiedermachen.

Thomas Tremmel