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Radsport-Selfies

Selfies sind der Renner. Früher waren sie eher die Ausnahme, da weder die DSLR noch die Digi-Kompakte über ein Klappdisplay verfügten und der schnelle Versand, via SMS, WhatsApp oder was auch immer, gar nicht vorhanden war.

Für mich war das aber damals schon kein Problem. Auf den Fototouren mit meinem ehemaligen Fotoclub, den Buxtehuder Fotofreunden, peppte ich damit die Bildershows auf, mit denen wir immer unsere Wochenendausflüge untermalten. Mir hat es Spaß gemacht und meine Fotofreunde fanden es lustig. Ich bekam damals schon den Namen King of Selbstportrait, da es den Begriff Selfie noch gar nicht gab. (Btw; das erste mir bekannte Selfie hat übrigens Mr. Bean gemacht.)

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Nein, ich habe beim besten Willen keine Ahnung mehr, warum ich früher immer so beknackt gegrinst habe.

Mit der Fotofunktion der Smartphones und dem direkten Versand an Freunde und Bekannte, blühten die Selfies quasi über Nacht auf und erfreuen sich weiterhin großer Beliebtheit, wenn man damit nicht gerade prominente Leute belästigt oder sich grinsend vor einem Unfall platziert.

Der Grund, warum ich gerne Selfies auf dem Rad mache ist folgender:
Es macht einfach Spaß.

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…und irgendwie möchte ich ja auch gerne aufs Foto 😀

Das ist auch der Grund, warum ich mich in den letzten Jahren weitgehendst aus der Amateurfotografie zurückgezogen habe; es hat mir einfach keinen Spaß mehr gemacht.

Eine Eigenschaft habe ich aber mitgenommen; ich mag keine langweiligen, schlecht gestalteten oder kaputt-bearbeiteten Bilder. Mit dem Handy oder der GoPro fotografierte Bilder, die dann mit einer sogenannten Bildbearbeitungs-App und Pseudo-HDR-Effekt aufgehübscht wurden, sind für mich das blanke Grauen. Leider ist die Selbstkritik vieler User entgegengesetzt proportional dem technischen Fortschritt gestiegen. Egal, erlaubt ist was Spaß macht. (Ja, die Leser, die mich schon aus früheren Artikeln, Bildkritiken usw. nicht mochten, dürfen jetzt gerne denken „arroganter Arsch“).

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…und Schnee mag ich auch nicht. Bäääh 🙁

Das ist auch die Hauptsache bei Selfies oder Bildern vom Rad, es muss Spaß machen. Dabei versuche ich allerdings immer das für mich interessante Bild zu erhalten. Mag sein, dass hier und da der Erinnerungswert oder der Erzählwert einer Aufnahme höher einzustufen ist, aber auch bei solchen Aufnahmen kann man ein Mindestmaß an Gestaltung anwenden. Der Empfänger der Bild-SMS auf der anderen Seite wird es Ihnen danken.

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Einfach mal eine andere Perspektive wählen und das Bild wirkt dann gleich nicht mehr ganz so langweilig.

Da ich immer wieder mal auf die Entstehung meiner Selfies (ich zähle jetzt die Bilder während der Radfahrt ohne mein Gesicht mal dazu) angesprochen wurde, möchte ich dazu ein paar Zeilen schreiben. Über den Umstand, dass, für den einen oder anderen Leser, diese Bilder auch langweilig, schlecht gestaltet oder zu stark bearbeitet wirken, bin ich mir durchaus bewusst.

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Mein Rad – von mir – vom Rad fotografiert. Fällt deshalb für mich unter die Kategorie *Radsport-Selfie*. Ihr wollt doch auch nicht wirklich auf jedem Bild meine Fratze sehen, oder? 🙂

Das Equipment

Selfies auf das Smartphone zu beschränken wäre falsch. Ich möchte hier mal auflisten, welche Möglichkeiten zumindest mir zur Verfügung stehen.

Die DSLR

Die DSLR bietet ohne Zweifel die höchstmögliche Bildqualität durch einen großen Sensor und brillante Objektive. Das gilt auch für ISO-Bereiche, wo andere Kameras schnell an ihre Grenzen kommen. Keine andere Kamera bietet so einen starken Einfluss auf die Belichtungssteuerung und eine so große Verfügbarkeit von Verschlusszeiten. Erst die Wahl der richtigen Verschlusszeit kann dafür ausschlaggebend sein, ob unser Bild interessant wirkt oder für die Tonne ist.

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Bei Bildqualität und Einstellmöglichkeiten unschlagbar.

Außerdem verfügt sie über einen guten Autofokus und, was noch viel wichtiger ist, über einfache Möglichkeiten der manuellen Fokussierung. Auch ist die Möglichkeit der Fernauslösung oft kein Problem und die Stativaufnahme sitzt exakt in der Bildmitte. Wer nimmt schon ein Stativ mit aufs Fahrrad? Keine Sorge, da kommen wir noch zu.

Und noch zwei Vorteile; die Auswahl des geeigneten Weitwinkel ist fast unbegrenzt und das RAW-Format ein Geschenk des Himmels.

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Verschlusszeiten wie ich sie will und dank RAW kein Problem mit dem grellen Licht auf der nassen Straße, einfach nur geil.

Mit diesen Vorteilen ist die DSLR eigentlich die ideale Kamera für fast jeden Zweck…aufgrund der Nachteile, aber nur sehr begrenzt für Selfies vom Rad einsetzbar.

Groß, schwer und unhandlich. Das reicht eigentlich schon als Killerargument für Radsport-Selfies. Wie soll man damit gleichzeitig Radfahren und fotografieren? Eine sichere Befestigung am Fahrrad, so dass man das Rad auch noch bewegen kann, ist fast unmöglich. Mit Blitz bringt die Kombination Kamera-Objektiv-Blitz teils schon mehr Gewicht auf die Waage als so manches Rennrad.

Dazu ist sie relativ teuer und für den Transport ist ein Rucksack erforderlich. Das Display hat auch in der Regel keine Live-Vorschau und für einen Selfie-Stick kommen wohl nur verstärkte Stahlrohre in Frage.

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Dem Bild sieht man es nicht an, aber das war mit einer Hand schon grenzwertig :-/

Wie gesagt, geeignet für fast jeden Zweck, aber für Selfies vom Rad sehr, sehr beschränkt.

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Die Stärke der DSLR ist eher das Fotografieren von *anderen* Radsportlern und nicht Selfies vom Rad.

Die geeignete digitale Kompaktkamera

Die Auswahl an digitalen Kompaktkameras ist so groß, dass ich mich hier auf diejenigen Modelle beschränken möchte, die über erweiterte Möglichkeiten verfügen.

Diese Modelle verfügen nämlich über eine relativ hohe Bildqualität und einen guten Einfluss der Belichtungssteuerung sowie der Verschlusszeitenvorwahl. Sie bieten viele Eigenschaften der DSLR in leicht abgeschwächter Form. Dazu verfügen sie über einen Blitz, der das Gewicht nicht erhöht und das Handling nur selten beeinträchtigt. Sie sind leicht mitzuführen, auch wenn die besser ausgestatteten und höherwertigen Modelle da schon wieder ein wenig mit Größe und Gewicht zuschlagen.

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Blitz am Tag ist überflüssig? Tja, sehe ich anders.

Teilweise bieten diese Kameras das RAW-Format und sogar einen leichten Graufilter an. Trotz vieler manueller Einflussmöglichkeiten, verfügen sie über zahlreiche Automatikfunktionen und das eine oder andere Gimmick.

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Mischlicht sorgt für klasse Effekte.

Leider beschränken sich die Kameras oft auf ein Weitwinkel von 28mm, wenige auf 24mm. Für eine interessante Perspektive sind aber 28mm oft schon zu wenig. Auch bieten diese Kameras in den seltensten Fällen eine Fernbedienung an. Das ist in meinen Augen unverständlich. Die Alternative der Fernauslösung via Smartphone und App ist keine echte Alternative. A ist das Smartphone genau so groß wie die Kamera und B funktioniert diese Fernauslösung bei mir bekannten Kameras nur auf Programmautomatik. Mit dem Selfie-Stick bleibt einem da nur die Möglichkeit des Selbstauslösers; blöd.

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Und noch blöder, wenn dann auch noch die Handschlaufe vorm Objektiv baumelt.

Ein schwenkbares Display ist selten Standard oder macht aus der kompakten Kamera fast schon einen Klotz. Auch muss man schon etwas tiefer in die Tasche greifen für diese Modelle.

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An Vielseitigkeit stellt sie jedoch alles andere in den Schatten.

Die ideale Kompaktkamera für Radsport-Selfies gibt es in meinen Augen noch nicht. Aber was auf dem Mark zu kaufen ist, sind schon sehr gute Kompromisse.

Das Smartphone/Handy

Keine Frage, ohne Smartphone/Handy würde es diesen Selfie-hype gar nicht geben. Der Mensch liebt es einfach und unkompliziert. Das Handy ist einfach immer dabei, hat einen großen Bildschirm, den man für Selfies auch auf sich richten kann und sorgt für einen schnellen und unkomplizierten Versand der Bilder an Freunde, Verwandte usw. Dazu kann man ein paar Zeilen schreiben und/oder den Standort gleich mit auf einer Karte versenden. Wer möchte kann mit vielen Apps das Bild noch schnell bearbeiten bzw. durch einige Effekte aufhübschen. Auch gibt es reichlich Apps für Selfieaufnahmen mit feinen Selbstauslösemöglichkeiten.

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Fix fotografiert, via Smartphone-App bearbeitet und rucki-zucki an die Liebste Zuhause geschickt; das kann nur das Smartphone.

Smartphones sind ohne Zweifel die idealen Selfiekameras, weil eben der Moment, die Erinnerung oder die schnelle Nachricht im Vordergrund stehen und nicht das interessante, hochwertige Bild. Und genau aus diesem Grund ist sie auch nicht die ideale Kamera für Radsport-Selfies, außer, die oben angegebenen Gründe stehen im Vordergrund.

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…und trotzdem, die Leistung der kleinen Smartphone-Kameras und die Effekte via App sind schon erstaunlich.

Die Bildqualität von Smartphones ist schlecht. Da können die Herstellen die Pixelmenge der kleinen Sensoren auch immer weiter in die Höhe treiben, das macht die Qualität nicht besser. Auf dem Smartphone fällt das natürlich kaum auf, denn für den Bildschirm braucht man eh nur eine Handvoll Pixel und je kleiner das Bild ist, so schärfer wirkt es halt. Dazu kommt, dass das Bild intern schon in Sachen Kontrast und Sättigung stark bearbeitet wird. Betrachtet man das Bild auf einem großen Monitor oder noch besser, macht davon einen Druck, dann sieht man sehr deutlich wovon ich spreche.

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Aber ich will die Smartphones auch nicht schlechter machen als sie sind.

Das Weitwinkel ist sehr beschränkt und die Fernauslösung wohl nur über Bluetooth möglich. Einfluss auf die Belichtungssteuerung oder Zeitvorwahl entfällt komplett. Einen Blitz gibt es nur sehr selten und wenn, dann mit äußerst geringer Leistung. Die Befestigungsmöglichkeiten am Rad sind kaum vorhanden.

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Qualität nebensächlich, für den schnellen Gruß nach Hause aber ideal.

Radsport-Selfies mit dem Smartphone? Eher nicht. Aber da es eh immer dabei ist, kann man es für die oben angegebenen Vorteile trotzdem fein nutzen.

Die GoPro

Eins Vorweg; die GoPro ist eine Actioncam und vorzugsweise kommt sie für Videos zum Einsatz. Ja, man kann damit auch fotografieren, aber die Anzahl der Leute wie ich, die sich die Kamera ausschließlich für Fotos gekauft und noch nie ein Video damit gemacht haben, ist äußerst gering. Das muss ich so deutlich sagen, sonst liegen mir wieder so viele GoPro-User mit den Worten: „Dafür ist sie ja auch nicht gemacht“ in den Ohren. Jaaahaaaa, ich weiß, und trotzdem fotografiere ich mit dem kleinen Teil.

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Langweilige Timelaps von der Fensterbank? Ne, danke.

Lange habe ich mich vor dem Kauf einer GoPro gescheut, denn sie hat ein paar gravierende Nachteile. Bis auf ein bisschen + und – Korrektur verfügt sie über keine Möglichkeit der Belichtungssteuerung. Ja, das ISO-Limit kann man leicht einschränken, das war’s dann aber auch schon. Feste Blende f2,8 und keine Möglichkeit eine Verschlusszeit vorzugeben. Alles purer Zufall.

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Mit ein wenig Trickserei kann man dem Zufall aber unter die Arme greifen. Dabei helfen die von mir immer wieder gepredigten fotografischen Grundlagen 😉

Dazu kommt weder ein Autofokus, noch eine manuelle Einstellung des Fokus, sondern ein fester Fixfokus. Das ist aber, zugegebenermaßen, für die GoPro das Beste. Natürlich hat sie auch keinen Blitz und die Bildqualität erreicht nicht mal annährend das der guten Kompakten.

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Das Bild mit einer anderen Kamera als der GoPro? Schwer vorstellbar.

Und trotzdem habe ich sie gekauft und bin begeistert von dem kleinen Ding. Sie verfügt über Eigenschaften mit denen Bilder möglich sind, wo die anderen Kameras in die Röhre schauen müssen.

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I love it!

Sie ist äußerst kompakt, leicht und damit ideal geeignet, um sie mit dem sehr großem Zubehörprogramm, überall am Rad oder Körper zu befestigen. Ihr extremes Weitwinkel mit der sehr starken Verzeichnung ist in meinen Augen für normale Aufnahmen (Landschaft, Portrait, Architektur) völlig ungeeignet, aber für Actionbilder geradezu prädestiniert.

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Beide Hände am Lenker und dann so eine Aufnahme.

Intervallaufnahmen sind einfach zu machen und für die Fernauslösung gibt es mehrere Möglichkeiten die wiederum einfach zu befestigen sind. Diese gibt es mit oder ohne Display und selbst die GoPro-App verblüfft durch viele Möglichkeiten der Anwendung.

Die fehlende Möglichkeit der Verschlusszeiten-Einstellung ist sehr ärgerlich, da die meisten Actionbilder erst durch eine verwischte Umgebung ihre notwendige Dynamik erhalten. Hilfreich ist hier nur das Wissen, dass viel Licht für kurze und wenig Licht für lange Zeiten sorgt.

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Dynamik durch Schärfe-/Unschärfe-Kontrast. Mit der GoPro allerdings kein Selbstgänger.

Stativaufnahme und Objektiv liegen bei der GoPro nicht auf der gleichen Linie. Ärgerlich wird das dann, wenn man exakt synchrone Aufnahmen machen möchte. Kommt die GoPro z. B. auf das Oberrohr des Fahrrads, liegt das Objektiv nicht auf der gleichen Achse wie das Oberrohr und die Aufnahme ist nicht synchron.

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Kann man mit leben, aber schöner wär’s schon.

Für die Fotografie empfehle ich übrigens die GoPro4 Silver*, da dies die einzige GoPro mit Display ist. Holen Sie sich ruhig weitere Empfehlungen in Foren oder Facebook-Gruppen, aber wundern Sie sich nicht; das Display wird als überflüssigstes Teil einer GoPro angesehen, obwohl sich kein Mensch eine digitale Kompaktkamera ohne Display kaufen würde.

  • Edit: Aktuelle Version ist die GoPro10, die, selbstverständlich, wie schon ihre Vorgänger, über ein Display verfügt. 🙂

Hilfreiches Zubehör

Das hilfreichste Zubehör für die DSLR ist eine andere Person, die Fotos von Ihnen macht. Die DSLR ist für Selfies vom Rad wie schon oben geschrieben nur sehr bedingt einsetzbar und deshalb wollen wir da nicht weiter drauf eingehen.

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Dafür raucht sie bei solchen Bildern alles andere locker in der Pfeife.

Das Stativ

Auch groß, schwer und unhandlich und deshalb brauchen wir da auch nicht weiter….halt STOP. Wir wollen weder eine DSLR mit dem Stativ tragen, noch bei Sturmgebraus fotografieren. Es geht rein um Radsport-Selfies.

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Simpel, kann aber ohne den kleinen Helfer schnell zur Nervensache werden.

Es nervt einfach, wenn man die Kamera für ein Selbstportrait hinstellen möchte und sie eben nicht richtig zum Stehen kommt. Entweder sie fällt immer wieder um, steht schief oder läßt sich erst gar nicht hinstellen. Problem bisher war aber immer, dass selbst das kleinste Stativ zu groß und zu instabil war. Dazu kam immer die Fummelei, dass man das Stativ erst anbringen musste. Selfies müssen aber schnell gehen, sonst macht man es erst gar nicht.

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Auch lange Zeiten sind für den kleinen Freund kein Problem.

Manfrotto hat mit dem Mini-Stativ Pocket  die für mich perfekte Lösung gefunden. Das Stativ bleibt einfach an der Kamera und wird bei Bedarf ausgeklappt. Gibt es übrigens auch eine Nummer größer für DSLRs und hält in beiden Fällen wie Bombe. Passt mit entsprechendem Adapter natürlich auch an die GoPro.

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Und sowas ist ohne Stativ eh nicht möglich.

Wer an seiner Kamera ein Klappdisplay hat, darf sich glücklich schätzen. Das habe ich leider nicht und muss für manches Selfie immer tief auf den Boden.

Der Selfiestick

Die meisten Selfies mache ich, wie so viele andere User auch, am ausgestreckten Arm.

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Funzt auch, aber ist halt immer der Arm mit drauf.

Allerdings wünscht man sich den Arm hier und da mal um 10 oder 20 cm länger. Irgendwann sah ich dann mal eine chinesische Stewardess, die Ihr Smartphone an einer langen Stange befestigte und so sich und die Cockpitcrew vor der Nase eines Airbus A321 fotografierte.

Genial!

Selfiesticks gibt es mittlerweile wie Sand am Meer in allen Möglich Variationen und Qualitäten. Einige sogar mit Bluetooth (hab ich nicht), da man sich halt sonst beim Smartphone nur auf den Selbstauslöser verlassen muss, was nicht immer ideal ist, erst recht nicht vom Rad. Bei meiner (teuren) Kompaktkamera macht sich spätestens jetzt die fehlende Fernbedienung bemerkbar. Jetzt wird auch klar, wie bescheuert die Lösung mit der Smartphone-Fernbedienungs-App ist. In der einen Hand den Selfiestick, in der anderen das Smartphone und mit den Zähnen wird gelenkt, oder wie? Würde selbst ohne Smartphone beknackt aussehen.

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Als hätt’s jemand anderes gemacht, oder?

Klarer Pluspunkt für die GoPro; die kleine Fernbedienung kann man an fast jeden Stick befestigen, einige Sticks (hab ich) bieten sogar schon eine Aufnahme für die GoPro-Fernbedienung mit.

Btw; persönlich find ich es nicht so dolle, wenn man den Stick auf dem fertigen Bild sieht, deshalb versuche ich im Vorfeld die Perspektive immer entsprechend einzustellen. Immer vermeiden läßt sich das allerdings nicht.

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Notfalls wird der Selfiestick dann via EBV entfernt. Ja, ich weiß; sieht hier auch irgendwie komisch aus.

Selfiestick und GoPro ist für mich eh die beste Kombination. Durch das extreme Weitwinkel erhält man teils tolle Bilder. Sie produziert aber auch mehr Bildermüll als die anderen Kameras.

GoPro-Befestigungszubehör

Ob am Rad, am Helm oder am Körper, die Befestigungsmöglichkeiten der GoPro sind sehr umfangreich. Über einen Adapter kann man diese Befestigungen auch durchaus für die Kompaktkamera nutzen, wenn sie nicht zu schwer ausfällt.

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Volle Fahrt, Hände an der Bremse; gutes Zubehör macht’s möglich.

Fahrrad-Stativ

Googelt man nach Fahrrad-Stativ kommt nur eins zu Tage: haufenweise Müll. Nicht an einer dieser Vorrichtungen würde ich meine Kameras befestigen. Die meisten Dinger machen eher den Eindruck, als wären sie ursprünglich als Notizzettelhalter für kleine Nachrichten vorgesehen (Abendessen in der Mikrowelle).

Für mich habe ich einen kleinen Kugelkopf von Manfrotto in Verbindung mit einer Studioklemme gefunden. Hält Bombenfest.
Evtl. findet man aber auch eine für sich akzeptable Lösung beim GoPro-Zubehör.

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Konzentration auf die Strecke, Kamera fest am Lenker.

Fotografische Grundlagen

Überraschenderweise bin ich hauptsächlich bei den GoPro-Aufnahmen nach den Einstellungen gefragt worden. Das ist deshalb überraschend, weil, wie oben schon angesprochen, es bei der GoPro eigentlich nix einzustellen gibt. Sie arbeitet quasi mit einer Zeitautomatik. Wo aber bei anderen Kameras die Blende mit unterschiedlichen Werten einstellbar ist und man somit einen Einfluss auf die Belichtungszeit bekommt, arbeitet die GoPro mit einer festen Blende von f2,8.

Um also bei meinen Aufnahmen zu dem dynamischen Wischeffekt zu kommen, arbeite ich rein mit der Intensität des Umgebungslichts. Eine exakte Einstellung der Verschlusszeit erreiche ich natürlich damit auch nicht, aber ich bewege mich in bestimmten Bereichen.

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Arbeiten mit dem Umgebungslicht; klingt einfach, kann bei der GoPro aber auch mal viel Nerven kosten.

Bei der Kompaktkamera ist das einfacher, dort kann ich Einfluss auf die gesamte Belichtung nehmen. Dafür sind Kenntnisse der fotografischen Grundlagen jedoch Vorbedingung. Stelle ich die Kamera aufgrund von Ahnungslosigkeit auf Programmautomatik, dann überlasse ich alles dem Zufall. Btw; wer glaubt den dynamischen Wischeffekt mit dem Sportprogramm zu erhalten, der irrt. Das Landschaftsprogramm (ja, kein Schreibfehler), würde hier eher zum Ziel führen.

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Leichter Wischeffekt durch fest vorgegebene 1/60 sec; mit der Kompaktkamera kein Problem, mit der GoPro oder dem Smartphone nicht möglich.

Bildgestaltung

Wie überall in der Fotografie erreicht man auch bei Radsport-Selfies den größten Erfolg mit Kenntnissen in der Bildgestaltung. Beim Weitwinkel bekommt man immer viel aufs Bild. Das ist auf der einen Seite gut, damit die Birne immer komplett mit drauf und nicht angeschnitten ist, auf der anderen Seite schlecht, weil immer zu viel Müll mit im Bild ist. Einfach vorher schauen, was sich im Hintergrund abspielt, damit beim fertigen Bild nicht allzu viel vom Hauptmotiv ablenkt.

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Was sich alles hinter dem Holzhaufen an Müll stapelt, wollt ihr gar nicht wissen.

Bei der Befestigung am Rad sollte man also schon vorher im Sucher/Display genau schauen, was da später mit im Bild ist. Je sorgsamer man vor der ersten Aufnahme ist, so größer ist die Chance auf ein Erfolgserlebnis.

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Wobei ich zugeben muss, der Schatten von mir vor dem Rad hat viel mit Glück zu tun. Sieht aber IMHO super aus.

Bei der Perspektive sollte man Mut zeigen und viel Experimentieren. Es sind nur Dateien. Wenn mal nur Schrott dabei ist (passiert mir dauernd), dann einfach alles löschen und mit den neu erworbenen Kenntnissen am nächsten Tag einen neuen Versuch starten.

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Die Stelle für dieses Bild war ideal, deshalb bin ich sie auch ständig auf und ab gefahren, bis die Aufnahme saß.

Bildbearbeitung

Ja, gehört auch dazu. Viele User bearbeiten ihre Bilder jedoch kaum, sondern hauen einfach irgendeinen Effekt-Filter über das Bild. Das ist in Ordnung, wenn es denn die gewollte Bildwirkung verstärkt. Oft versucht man aber durch einen stark übertrieben Effektfilter Bildmängel zu überdecken. Und wenn der Effektfilter das einzige Wow-Erlebnis an unserem Bild ist, dann haben wir irgendwas falsch gemacht.

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Standardbearbeitung: Tonwerte, Kontrast, Farbe. Wenn es nicht auffällt, umso besser.

Deshalb gilt in der Bildgestaltung wie auch in der Bildbearbeitung der Grundsatz:
Weniger ist mehr.

Die ideale Selfie-Kamera…

 …gibt es nicht. Den größten Einsatzumfang hat die digitale Kompaktkamera. Sie ist klein und kann deshalb immer mitgenommen werden. Entweder in die Hosentasche oder mit der kleinen Kameratasche am Rucksack. 08/15 wie auch gute Action-Aufnahmen sind damit möglich, und alles in guter Qualität.

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Smartphone und GoPro müssen hier passen, für die Kompaktkamera kein Problem.

Das Smartphone ist eh immer dabei und kann für den schnellen Bildversand genutzt werden.

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Meiner Tochter für die Prüfung noch eben schnell Schwein wünschen; dem Smartphone sei dank 😀

Und die GoPro kommt für das besondere Bild zum Einsatz. Die Kompaktkamera kann sie aufgrund ihrer Nachteile nicht ersetzen.

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Hier spielt die GoPro ihre Stärken aus.

Egal womit, Hauptsache mit Spaß dabei.

Thomas Tremmel