Tour de France in Düsseldorf – Grand Depart –
Wow, was für ein unvergessliches, fantastisches Wochenende. Meine Zeilen und Bilder werden das Erlebte kaum wiedergeben können. Ich fang einfach mal an, mit der Bahn.
Die Bahn
Seit 20 Jahren zum ersten Mal wieder mit der Bahn. Einiges hat sich verändert, Ticketbestellung ist durch Internet und Apps deutliche einfacher geworden, einiges ändert sich wohl nie, Verspätungen 🙂 1,5 Stunden auf der Hinfahrt und knapp 1 Stunde auf der Rückfahrt. Dabei wurden die Verspätungen immer Stückchenweise durchgegeben: 15 – 30 – 45 – 60 – 75 – Minuten. Als der IC dann endlich kam, war unser Waggon nicht, wie angekündigt, der erste Waggon in der Reihe, sondern der Letzte. Also einmal Polonäse durch den gesamten Zug.
Aber, in der Bahn gab es sofort ungefragt bestätigte Erstattungsformulare für 25% Cashback. Und die Fahrt in der Bahn war auf der Hin- wie auf der Rückfahrt so etwas von entspannend, dass wir die Bahn für solche Fahrten ganz sicher wieder nutzen werden.
Düsseldorf
Vorweg, unser Hotel hatte ich bereits über ein Jahr im Vorfeld gebucht. Wir hatten keine 5 Minuten Fußweg vom Bahnhof und 10 Minuten Fußweg zur Altstadt. Das war, simpel ausgedrückt, einfach ideal. Die Stadt hatten wir nach wenigen Minuten bereits ins Herz geschlossen.
Überall war die Tour de France zu spüren. Nicht nur durch die offiziellen Banner und Plakate, sondern auch durch die vielen Geschäfte, in deren Schaufenstern die Tour präsent war oder auch die Treppen zu den U-Bahnstationen.
Königsallee und die Altstadt mit dem gastronomischen Angebot, haben durchaus südländisches Flair. Da am Freitagabend das Wetter in Düsseldorf noch sehr gut war, konnten wir unter freiem Himmel beim Italiener sitzen, das war toll.
Anschließend spazierten wir noch an der Rheinuferpromenade entlang, ganz große Klasse. Auch waren überall große Hinweisschilder aufgebaut, auf denen die Strecke und die Eventzonen sehr gut dargestellt waren.
Das Zeitfahren am Samstag
So schlimm wie die Wettervorhersage es ankündigte wurde es glücklicherweise nicht. Sprühregen begleitete uns jedoch fast den kompletten Tag.
Für Kerstin und mich kein großes Problem, hatten wir doch entsprechende Klamotten eingepackt, für die Strecke und die Fahrer allerdings weniger gut; Stürze waren damit fast programmiert, was sich dann ja auch leider bestätigte. Trotz des Wetters war die Strecke schon weit vor dem Rennen sehr gut besucht.
Wir hatten uns zum Zuschauen den Kurvenausgang unter der Oberkasseler Bücke bei der Tonhalle ausgesucht, 4 km vor dem Ziel. Das sollte unser Platz für die nächsten 5 Stunden werden. Die Fahrer drehten bereits ihre Einfahrrunden und wurden jetzt schon begeistert empfangen.
Kurz nach 14:00 Uhr kam dann die Werbekarawane. Die Werbekarawane ist einfach ’ne lustige Sache und sie machen nochmal ordentlich Stimmung. Ab und zu schmeißt jemand kleine Werbegeschenke ins Publikum, die meist nur irgendein Scheiß sind, aber nach denen einige Leute, erwartungsgemäß, total geiern 😀
Die Strecke füllte sich immer mehr und wir waren froh, einen Platz genau am Absperrgitter bekommen zu haben. Als dann der erste Fahrer gegen 15:30 Uhr um die Ecke kam, war die Stimmung unglaublich. Jedem Fahrer fuhren zwei Polizeimotorräder voraus und ein Teamfahrzeug kam im Anschluss an den Fahrer. Wow, das war der Hammer.
Ich habe, ehrlich gesagt, nicht mit so einer Begeisterung in Düsseldorf gerechnet. Die Luft bebte, die Fahrer wurden ins Ziel geschrien. Und das war bei jedem Fahrer so. Keine Frage, bei den deutschen Fahrern stieg der Lärmpegel nochmal an; bei John Degenkolb hatte ich das Gefühl, gleich stürzen die Brückenpfeiler ein 😀 Waaaahnsinn.
Und ich habe nicht ein böses Wort über den Radsport gehört. Es war eine durchgängige sehr positive Stimmung in der ganzen Stadt. Obwohl mir mittlerweile vom langen Stehen der Rücken schmerzte, blieben wir bis zum letzten Fahrer, Tour de France Gewinner Christopher Froome. Auch er bekam noch die gleiche Begeisterungswelle ab wie bei allen Fahrern davor.
Auf der großen Leinwand bei der Tonhalle konnte man zeitgleich die Liveübertragung verfolgen. Bei jedem Sturz einzelner Fahrer ging ein Raunen durch die Zuschauer. Puh, war das toll. Jetzt hatten wir aber langsam Hunger und entschieden uns für Sushi in einem ganz kleinen Lokal. Das war bis dahin das beste Sushi, das wir je gegessen hatten. Eigentlich auch kein Wunder, denn Düsseldorf wimmelt nur so von Japanern. Im Hotel gab es dann noch ein Bier und dann ging’s geschafft, aber glücklich ins Bett. Und mit viel Vorfreude auf den nächsten Tag.
Die 2te Etappe am Sonntag
Früh ging es für uns los, denn um 12:03 Uhr sollte bereits der neutralisierte Start stattfinden. Somit ging nicht nur die Werbekarawane wieder vorher auf die Runde, sondern die Fahrer mussten sich auch alle noch öffentlich auf der Bühne auf dem Burgplatz einschreiben. Auf dem Burgplatz war schon früh ordentlich Stimmung.
Tanzgruppen heizten den Zuschauern ein, selbst mich hielt es nicht mehr ruhig auf den Beinen, so grandios war die Stimmung.
Vor uns präparierte sich eine japanische Familie für den Start mit sehr ausgefallenen Accessoires, ein Stück weiter gröllten Oranjes die Namen ihrer Fahrer und die Belgier schwangen ihre Nationalfahnen über die Köpfe der Zuschauer. Ich denke mal, selbst der größte deutsche Griesgram hätte an diesem Morgen zumindest mit den Füßen gewippt, denn dieser Stimmung konnte man sich nicht entziehen.
Beim Einschreiben der Fahrer wurden diese teilweise zusätzlich noch sehr schön auf den Leinwänden vorgestellt. Auch wurden hier auf die einfachste Weise nochmal die grundlegendsten Regeln der Tour de France erklärt.
Wir schauten uns den neutralisierten Start an und liefen dann nochmal ein paar hundert Meter weiter zum Ratinger Tor. Dort hatten wir erneut eine richtig gute Sicht auf die Fahrer. Noch befanden sich die Fahrer allerdings auf der Neutralisationsstrecke.
Und wir hatten sogar nochmal die Chance die Fahrer zu sehen, und zwar nach dem scharfen Start. Dazu überquerten wir die Oberkassler Brücke und hatten dann am Luegplatz wiederum eine schöne Sicht auf die Fahrer. Auch hier war die Stimmung wieder bombastisch.
Witzig, nachdem der letzte Fahrer durch war, schlich sich ein privater Fahrer im amerikanischen Dress auf die Strecke und genoss den Jubel auch für sich 😀
Jupp, und das war’s dann endgültig. Aber mal ganz ehrlich? Mehr ging auch nicht. Wir gingen dann noch Mittagessen und schauten uns das Ende der 2. Etappe im Fernsehen an.
Der letzte Abend
Jetzt brach die Sonne nochmal richtig durch und Kerstin und ich genossen das schöne Wetter nochmal für einen Spaziergang.
Am Burgplatz schauten wir uns das tolle Mosaik an und an der Strandpromenade trank ich dann endlich mal ein schönes Altbier.
Am Parlamentsufer hatten wir dann einen schönen Blick auf die Häuser am Zollhof bevor wir diesen tollen Tag mit einem schönen Abendessen beendeten. Am nächsten Tag ging es dann gemütlich mit der Bahn wieder nach Hause.
Fazit
Ein Hammerwochenende. Tanzen mit anderen Menschen, Gänsehautmomente und Tränen in den Augen; ich war schwer begeistert und tief berührt. Die Tour hat für mich jetzt einen ganz besonderen Stellenwert. Und Düsseldorf ist definitiv meine Lieblingsstadt, gleich nach Hamburg 😀
Thomas Tremmel