RTF Vossy 2017
Ich bin genervt.
Draußen sind 26°C und Sonnenschein pur; mein linker Nachbar probiert gerade mit Begeisterung seinen neuen Rasenmäher aus, obwohl er diesen erst vor zwei Tagen gemäht hat, und mein rechter Nachbar grillt seit einer Stunde Bauchfleisch im Akkord, was bei dem momentanen Windverhältinissen zur Folge hat, das mein Garten so vollgequalmt ist, als wenn der komplette Fanblock von Juventus Turin sein bengalisches Feuer in meinem Garten abbrennt.
Ich bin genervt.
Jaja, eigentlich sollte man da keine Radsportberichte schreiben, sondern sich lieber aufs Rad setzen, aber nach einem Wochenende mit vielen schönen Kilometern hat sich der verranzte Body einfach mal ’ne Pause verdient. Und da die Gartenbenutzung gerade durch zwei Nervensägen unbrauchbar ist, sitze ich hier am Tisch und schreibe den Bericht. (Meine Frau meint übrigens, ich hätte einfach nur Hunger.)
Die RTF Vossy hat einen sehr guten Ruf, der zurecht für viele Teilnehmer sorgt. Zum Start gibt es schon ein schönes Frühstücksbuffet und frischen Kaffee. Eine große Karte vor der Anmeldung zeigt die möglichen Strecken. Hier gibt es allerdings auch schon den ersten Kritikpunkt von mir; die Strecken wurden modifiziert, runterladen konnte man sich diese allerdings nicht. Das ist auch keine Pflicht, aber wenn man die RTF teils alleine fährt, dann gibt einem die Strecke auf dem Garmin einfach zusätzliche Sicherheit.
Keine Frage, die Strecke war hervorragend ausgeschildert und trotzdem habe ich zweimal gesehen, wie Fahrer vor mir die Abzweigung verpasst haben. Ich war mir auch nicht immer ganz sicher und heilfroh, wenn ich ein neues Schild gesehen habe.
Sehr gut fand ich, dass man die Anmeldung im Vorfeld ausdrucken und ausfüllen konnte. Auch gut fand ich die Ankündigung der Gefahrenstellen am Start.
Nicht so gut fand ich das Verhalten einiger Teilnehmer, die spät zum Start erschienen, sich dann aber vorne in die ersten beiden Blöcke reindrängten. Sehr gut fand ich allerdings, wenn gerade diese Fahrer nach ein paar Kilometern die erste Abfahrt verpassen und geradeaus weiterfahren (ja, sorry, aber ihr kennt das ja mit der Schadenfreude).
Vor dem Start noch schnell ein Genesungswunsch an Franzi, die sich leider bei einer Ausfahrt das Schlüsselbein gebrochen hat. Kopf hoch Franzi, liegen noch viele Kilometer für dich auf der Straße.
Beim Start stand ich gleich vorne am rotweißen Band und habe dann in einer großen Gruppe viel Führungsarbeit geleistet. War total okay und der Wechsel klappte dann auch gut. Ich wollte ja noch Fotos machen und das geht aus Sicherheitsgründen fast ausschließlich nur aus der letzten Reihe.
Die erste Verpflegung ließ ich aus und fuhr mit meinem Kumpel Torsten erst mal alleine weiter. Apropos Verpflegung, die ist bei der Vossy immer Spitze. Diesmal gab es noch so selbstgemachte Riegel, wow, die waren der Hammer.
Auf dem Weg von Apensen nach Kamerbusch schlossen wir uns einer sehr flotten Gruppe an, in der auch mein Arbeitskollege Dennis mit Kumpel Maik mitfuhr. Irgendwann war ich dann auch vorne im Wind und ich weiß verdammt nochmal nicht, was meinen Nebenmann dazu veranlasste, aber die Nadel am Tacho kletterte immer weiter nach oben und als die 40 erreicht war, strich ich die Segel und vollzog einen Wechsel. Alter Schwede, das hatte Körner gekostet und zum Glück kam kurze Zeit später die nächste Verpflegung. Ab Apensen hatte es übrigens mit kurzen Unterbrechungen in einer Tour geregnet. Irgendwie hat mich diese Scheiß-Regenwolke auch anschließend weiterverfolgt.
Nach der zweiten Verpflegungsstelle fuhr ich gemütlich alleine weiter. Irgendwann kam man an die L141 von Tostedt nach Welle. Da war mir als Alleinfahrer zu viel Verkehr und deshalb nutzte ich den hier gut zu befahrenden Radweg. Ein mir entgegenkommender Autofahrer fand das wohl so toll, dass er kurz hupte und mir den Daumen nach oben zeigte. War zwar nett für mich, zeigt aber auch, was er über die anderen Alleinfahrer auf der Straße hielt (und welchen Finger er ggf. diesen zeigte).
Ab dann begann für mich der beschissenste Teil der RTF. Es fing natürlich wieder an zu regnen, was mich so langsam nervte. In Holm-Seppensen wurde ich dann bei Gegenverkehr mit Zentimeterabstand von so einer Arschgeige überholt. Aber was willste mehr machen, als kurz zu fluchen. Dort gab es übrigens keine Radwegbenutzungspflicht. Da ich alleine fuhr, wollte ich auf den zu stark befahrenen Straßen wieder die Radwege nutzen, aber die waren teils in einem so schlechtem Zustand, da war an fahren gar nicht zu denken. Und ganz toll, die Straße wird schön neu asphaltiert und der Radweg bekommt einfach ein Schild Schlechter Radweg. Boah, meine Laune wurde immer mieser.
Und dann befinde ich mich Innerorts auf einer abschüssigen Straße und ein Autofahrer, der mich auch noch sieht, meint einfach aus einer Seitenstraße zu kommen und mir die Vorfahrt zu nehmen, wäre eine tolle Idee. Vollbremsung und schimpfen meinerseits. Mehr war leider nicht drin, meine Stimmung allerdings mittlerweile auf dem Tiefpunkt.
Zum Glück hielt das nicht lange an, denn an der nächsten Verpflegungsstelle in Hollenstedt gab es wieder diese leckeren, selbstgemachten Riegel und die Sonne brach endgültig durch. Da verpuffte die schlechte Laune im Nu und ich nahm den restlichen Teil der Strecke mit Dennis und Maik in Angriff, die sich auch an der Verpflegungsstelle stärkten.
Im Ziel gab es dann noch lecker Wurst mit Salat, bevor ich mich mit dem Rad wieder auf den Nachhause weg machte. Der Radweg an der B73 ist zwar nicht der Hit, aber meiner guten Laune konnte das jetzt auch nicht mehr Schaden.
Und was soll ich euch sagen; mein linker Nachbar ist gerade mit seinem neuen Rasenmäher über einen großen Hundehaufen seines Wuffis gerollt und mein rechter Nachbar hat seine schönen Abschluss-Steaks (heute gönne ich mir mal was Gutes zum Schluß, hehe) schön in der Kohle versenkt.
Hach, was fühl ich mich heute gut (was aber auch daran liegen kann, dass meine Frau gerade „Essen ist fertig“ gerufen hat).
Vielen Dank an die Radsportkollegen des TVV Neu Wulmstorf; der gute Ruf eurer RTF wurde erfolgreich ausgebaut.
Thomas Tremmel