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Große Weserrunde 2018

300 Kilometer am Stück? Ein großes Ziel von mir. Den Weserradweg befahren? Ein weiteres Ziel von mir. Da bietet es sich natürlich an, die Große Weserrunde zu fahren, da sich dort nicht nur meine beiden Ziele vereinbaren lassen, sondern es auch noch ausgeschildert ist und es Verpflegung gibt. Geht’s noch besser? Ja, denn den Startplatz habe ich dann auch noch bei HFS gewonnen.

 

Mit Kerstin reiste ich am Freitag an und bezog Quartier in einem Hotel mitten im Zentrum. Der Start war mal gerade 1,5 km entfernt. Früh ging’s los, denn mein Startblock sollte um 05:40 Uhr auf die Reise geschickt werden und am Start konnte man sich bei einem schönen Frühstück noch für die Tour stärken.

 

Ich sollte im Block 6 starten, aber irgendwie hat das von den Fahrern kaum jemand interessiert. Die ersten Blöcke waren ungewöhnlich stark besetzt und die folgenden Blöcke wurden immer dünner. Auch ich fuhr dann mit Block 5 los, denn ein Blick zurück zeigte mir, dass ich wohl im Block 6 ziemlich alleine losgefahren wäre.

 

Als kleine Gruppe fuhren wir dann noch im Stockdusteren los. Allerdings trennte ich mich relativ schnell von dieser Gruppe, denn sie war mir definitiv viel zu schnell und ich hatte doch Respekt vor der Strecke von 300 km. Das erste Stück nach dem Start, als das Weserbergland noch im Dunkeln lag, überall kleine Lichter waren und sich so langsam das Tageslicht bemerkbar machte, war für mich schon das totale Highlight. Die Stimmung war einfach wunderschön, kaum zu beschreiben. Schon da war ich glücklich, dass ich hier gestartet bin.

 

Dann kam der Nebel. Erst leicht und wunderschön in die Landschaft eingebunden, dann aber immer stärker, so dass man nur einige Meter Sichtweite hatte. Mittlerweile war auch ein weiterer Fahrer zu mir gestoßen, dem die vorherige Gruppe auch zu schnell war. Mit Oliver blieb ich dann tatsächlich bis zum Ziel in Rinteln zusammen.

 

Der Nebel wurde immer dichter und ich musste meine Radbrille immer wieder mit einem Taschentuch frei wischen, um überhaupt was zu sehen. Und kalt wurde es. Mein Garmin zeigte eine Tiefsttemperatur von 3,5°C an. Ich war äußerst froh, neben einer Windweste und Überschuhen, auch Arm- und Knielinge zu tragen. Andere Fahrer sind teils in kurz/kurz gestartet und hatten wohl an der ersten Verpflegungsstelle in Bodenwerder Probleme das Brötchen zu halten.

 

Ab und zu brach die aufgehende Sonne durch und sorgte für wirklich traumhafte Blicke in die Landschaft. Allerdings war das immer nur kurz, denn der Nebel kam immer wieder.

 

Bei Kilometer 53 erreichten wir die erste Verpflegungsstelle in Bodenwerder. Das war große Klasse.


Auch Kerstin empfing mich dort, die schon mal mit dem Auto vorgefahren war. Meine Überschuhe übergab ich ihr, alles andere blieb am Mann 🙂

 

Der Nebel hielt sich selbst noch bis nach der nächsten Verpflegungsstelle in Holzminden bei Kilometer 78, die wir mit einer sehr kleinen Gruppe erreichten. Das war natürlich schade, denn so blieb der Blick auf die Weser verwehrt.

 

Etwas chaotisch wurde es dann kurz vor der Verpflegungsstelle Beverungen bei Kilometer 100, die wir auch prompt verpassten. Weder war die Ausschilderung einleuchtend, noch passte der Track. Wir mussten anhalten und uns kamen auch schon Fahrer wieder entgegen. Nachdem wir die Räder über eine Leitplanke hievten, waren wir aber wieder ON TRACK.

 

Leider wurde die Ausschilderung jetzt auch immer schlechter. Das mag auch daran gelegen haben, dass Witzbolde die Schilder verdreht oder auch entfernt hatten. Mit dem GPS-Track passte es auch immer weniger. Den Track fand ich auch etwas unglücklich; oft verlief er auf der Schnellstraße, obwohl rechts unten ein Top-Radweg verlief. Wir verließen dann auch immer dann den Track, wenn einer dieser wirklich gut ausgebauten Radwege vorhanden war. Bei STRAVA unter Flyby kann man gut sehen, das an gewissen Knotenpunkten viele Fahrer unterschiedliche Strecken genommen haben. Mein Mitfahrer Oliver meinte dann auch, großartig verfahren kann man sich eh nicht, denn es geht ja nun mal immer an der Weser lang.

 

Trotzdem standen wir dann doch mal verbotenerweise auf einem Betriebsgelände und mussten die Räder über ein abgeschlossenes Tor heben. Und die nächste Verpflegungsstelle haben wir dann auch wieder verpasst. Zum Glück hatte ich doch noch zwei Riegel dabei, aber so langsam sehnte man sich nach der Verpflegungsstelle in Hannoversch Münden bei Kilometer 155.

 

Das Wetter war übrigens jetzt top und die Landschaft ein Traum. In Hann. Münden gab es dann auch lecker Pasta. Die Verpflegung war eh sehr gut auf der kompletten Tour.

 

Dann ging es wieder auf den Rückweg. Hier hatten wir über einige Kilometer mit ungewöhnlich viel Gegenwind zu kämpfen. Da wir zu diesem Zeitpunkt nur zu zweit unterwegs waren, kostete dies Stück ordentlich Körner. Vor der Verpflegungsstelle Beverungen fuhren wir noch auf zwei weitere Fahrer auf und gründeten eine kleine Gruppe, wobei einer der beiden Fahrer permanent im Wind fuhr. Hut ab, dafür haben wir ihm im Ziel nochmal Respekt gezollt. Nein, er war einfach nicht von der Spitze zu verdrängen.

 

Nach Beverungen wurden Oliver und ich von einer Gruppe überholt, der wir uns dann anschlossen. Diese Gruppe war nicht nur recht flott, sondern auch sonst absolut top. Zeichen geben, Hindernisse umfahren, Fahrerwechsel, auf zurückgebliebene Fahrer warten; selten in einer so gut funktionierenden Gruppe gefahren. In dieser Gruppe fuhren wir dann auch bis ins Ziel.

 

Lecker Gulaschsuppe (wirklich lecker) und Kuchen gab es dann nochmal in Heinsen. Da hatten wir dann noch knapp 80 Kilometer vor uns und ich dachte, jetzt kann’s ja nicht mehr schlimm werden…. und dann kamen die Steigungen. Der eine oder andere Fahrer umfuhr diese Steigungen und nahm die Fähre, was absolut legitim war. Die bisher relativ flache Tour, knapp 1000 Höhenmeter auf 220 Kilometer, zeigte jetzt ihre Mittelgebirgsqualitäten. Alter Falter, das hörte gar nicht mehr auf. Oliver, der aus der Gegend stammte, meinte noch zurecht, normalerweise wäre das gar kein Problem, aber nicht mehr mit über 200 Kilometern in den Beinen. So brach die schöne Gruppe dann auch langsam auseinander.

 

Als wir allerdings oben auf der Spitze der (ersten) Steigung eintrafen, kamen uns Fahrer der Gruppe entgegen und fuhren noch weiter zurück. Oben stand der Rest am Straßenrand. Erst hatte ich das nicht verstanden und dachte schon, da ist was passiert, aber sie warteten als Gruppe einfach auf die restlichen Fahrer und fuhren den allerletzten Fahrern sogar noch entgegen, um sie moralisch zu unterstützen. Wow, das hat mich schwer beeindruckt.

 

Zwei Steigungen hatten wir noch vor uns, dafür aber auch schöne Abfahrten. Die Verpflegungsstelle im Aerzen nahmen wir auch noch mit, dann ging’s aufs finale Stück nach Rinteln. Die letzten 5 Kilometer war ich dann vorne auch mal im Wind. Das tat mittlerweile schon weh, aber ich hatte ja auch lange von dieser guten Gruppe profitiert.

 

Im Ziel wartete dann schon Kerstin auf mich. Hier gab es nochmal leckere Verpflegung, aber ich verzichtete, da ich noch mit Kerstin essen gehen wollte. Nach einer Nacht, wo ich tief und gut schlief, ging es dann wieder nach Hause.

 

Keine Frage, eine ganz tolle Veranstaltung. Über kleine Mängel bei der Ausschilderung und dem Track kann mal locker drüber schauen. Ansonsten ist alles sehr gut organisiert, die Verpflegung top, die Leute überall nett und die Strecke einfach wunderschön.

 

Ich glaub, ich komme nächstes Jahr wieder.

 

Thomas Tremmel