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Harzrunde mit dem MTB 2019

65 km 1700 hm

Alter, da hast du mal frei und stehst trotzdem wieder um 04:00 Uhr auf. Aber der Grund war diesmal erfreulicher, es sollte nämlich mit Dennis auf einen MTB-Tagesauflug in den Harz gehen. Damit sich das auch lohnt, muss man natürlich sehr früh los.

So standen wir startbereit um 09:00 Uhr in Braunlage. Für mich war das übrigens das erste Mal mit dem MTB im Harz, abgesehen vom Kyffhäuser Bergrennen. Hatte ich mir für 2019 fest vorgenommen und fand in Dennis auch ein bereites Opfer, das mich begleitete. Nicht nur das; Dennis fuhr auch das Auto und arbeitete eine Strecke aus.

So ging es erst Mal den Wurmberg hoch. Erst Mal ist gut, das hörte gar nicht mehr auf mit der Steigung. Dafür war aber Top-Wetter und es war sehr ruhig. Einen einzelnen Mountainbiker vor uns sahen wir Richtung Wurmberg … äh ne, kein Mountainbiker, der hatte keine Baggy an. Also einen einzelnen Rennrad- oder Crosserfahrer mit einem MTB sahen wir vor uns Richtung Wurmberg 😀

Am Wurmberg angekommen verschnauften wir etwas, genossen die schöne Aussicht und machten uns auf zum Brocken. Dafür ging es endlich mal ein kleines Stück nach unten. Ein kleiner, sehr verblockter Trail, der aber richtig Spaß gemacht hat. Leider muss man jeden Meter, den man nach untern fährt, auch wieder rauf, und das hieß in unserem Fall jetzt 470 Höhenmeter am Stück zum Brocken hoch.

Dennis wählte für unsere Tour die Asphaltstraße hoch zum Brocken. Das war eine gute Wahl, denn hier hatte man auf dem Weg nach oben zumindest ein wenig Abwechslung. Rennradfahrer zogen an uns vorbei oder kamen uns entgegen. Ein paar Mountainbiker überholten wir, dafür überholten uns einige E-Bike Fahrer. An einer Kutsche zogen wir vorbei und einer der Gäste reichte mir sein Bier, dass ich für einen ordentlichen Schluck aus der Pulle auch dankend annahm:-D

Puh, kaum zu glauben wie lang 8 km und 470 hm sein können. Je näher wir dem Brocken kamen, umso mehr Touristen säumten links und rechts die Straße. Immer wieder wurde bei uns auf den Bereich des Tretlagers geschaut, ob wir mit Motor oder ohne fuhren. Einmal hörte ich: „Ne, die fahren noch sportlich mit richtigen Rädern.“ Und dann noch: „Siehste, die fahren ohne Tricks.“

Ganz ehrlich? Mir ist das sowas von schnuppe. Jeder soll doch fahren wie er möchte. Über die Kutschen- oder Brockenbahnfahrer hat ja auch niemand die Nase gerümpft. Wer den Brocken gerne mal mit dem Rad erklimmen möchte und nicht die Lust oder Kraft dafür hat, das mit einem Nicht-E-Bike zu machen, so why not?

Eine E-Bikerin, die mich überholte sagte zu mir: „Boah, ihr habt meinen allerhöchsten Respekt.“ Ich antwortete: „Jeder so wie er kann und wie er möchte.“

E-Biker haben wir übrigens nur auf dem Weg zum Brocken gesehen. Auf den Trails waren es ausschließlich Wanderer oder Mountainbiker ohne E.

Übrigens, mit den Wanderern gab es überhaupt keine Probleme. Wir waren freundlich und die Wanderer auch. Natürlich haben wir abgebremst wo es notwendig war und die Wanderer haben auch immer Platz gemacht. Bis auf den wütenden und Fäusteschwingenden Quotenopameckerkopp war das Verhältnis einwandfrei.

Ach ja, der Brocken. Irgendwann waren wir dann endlich oben. Wurde auch Zeit, meine Knie fingen langsam an zu schmerzen.

Auf dem Brocken war, obwohl ein Donnerstag, richtig viel los. Vorm Brockenstein standen die Leute richtig Schlange. Durch das tolle Wetter eine großartige Aussicht, aber sehr windig. Und so beschlossen wir nicht am Brocken, sondern weiter unten eine Pause zu machen.

Dann ging es den Hirtenstieg runter auf diesen komischen Pflastersteinen. Alter Schwede, das war einfach nur steil und schnell. Zum ersten Mal konnte ich meine Bremse riechen. Durch die vielen Touristen konnte man halt nicht einfach laufen lassen, sondern musste eben auch viel Bremsen. Die hart erarbeiteten Höhenmeter wurden schnell wieder vernichtet. Ja, abwärts ist immer schön, aber es gibt definitiv schönere Abfahrten.

Unten am Frickenplatz war eine kleine Hütte, wo wir uns ein Alkoholfreies Erdinger gönnten und etwas aus dem Rucksack aßen. Außerdem mussten die Bremsen abkühlen 😀

Mittendrin fiel uns immer wieder auf, wie kaputt der Harz doch ist. Überall große Gebiete mit totem Holz. Ursache wohl Trockenheit und der Borkenkäfer. Schön anzusehen war das nicht.

Unsere Tour führte uns weiter zur Eckertalsperre, wo Dennis an einem kleinen Brunnen seinen Wasservorrat auffüllte und wir uns auch so einen Schluck genehmigten. Mittendurch verlief wohl mal die Innerdeutsche Grenze.

Dann ging es endlich mal wieder aufwärts. Nicht mehr so steil wie am Wurmberg oder Brocken, aber halt ständig aufwärts. Wenn es eine Gabelung gab, wo es entweder nach oben oder unten ging, fuhren wir grundsätzlich nach oben. Normal war das nicht.

Irgendwann erreichten wir dann das Torfhaus. So eine Art Lüheanleger im Harz. Kleine Pause mit Kaffee und Kuchen, so is recht 🙂

Und weiter ging‘s zur Achtermannshöhe. Dort mussten wir tatsächlich eine der wenigen Schiebepassagen einbauen. Zu steil und schwierig. Und ist ja nicht so, dass es von alleine läuft, wenn man denn schieben muss.

Auf die Achtermannshöhe ließ ich Dennis aber alleine laufen. Mich interessierte der Ausguck nicht. Was ich von da oben sehen konnte, hatte ich vorher mit dem MTB durchquert, so what?

Es kam noch ein zweiter Ausguck danach, zum Hahnenklee. Hätte ich nicht haben müssen, aber Dennis war irgendwie im Ausguckfieber, also bauten wir den kleinen Abstecher mit ein. War auch nicht so schlecht und zwei Damen aus Sachsen-Anhalt waren so freundlich und machten ein Foto von uns (und dem Ausguck).

Am tiefsten Punkt überquerten wir die Oder und da es eben der tiefste Punkt war, mussten wir zum Ziel nach Braunlage natürlich auch wieder hoch. Dafür hielten wir kurz am Silberteich und sorgten dafür, dass er farblich etwas in Richtung Goldteich verlief 😀

Ein paar kleine fiese Anstiege noch und wir waren nach knapp 65 km und 1700 hm wieder am Ziel. So viel Höhenmeter an einem Tag mit dem MTB bin ich übrigens noch nie gefahren.

Dann wurde im angrenzenden Hallenbad noch fein geduscht und anschließen bei Pizza und Bier ein paar Energiespeicher wieder aufgefüllt.

Die blöde Autofahrt nach Hause ist genauso wenig erwähnenswert wie die Hinfahrt. Den Tag haben wir aber toll genutzt. Eine großartige Tour, die gut Körner gekostet hat, aber unbedingt Wiederholungspotential hat. Zum ersten Kennenlernen des Harzes war die Tour ideal, wenn man sich etwas auskennt, sollte man evtl. den Trailanteil erhöhen. Für die Vernichtung der Höhenmeter gibt es bestimmt schönere Abfahrten als dieser komische Plattenweg 😀

Thomas Tremmel