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Stadtrundfahrt durch Berlin – Der Velothon 2017

Das Jammerritual (siehe auch Das Jammerritual)
Nö, das entfällt diesmal. Zumindest bei Kerstin und mir. Keine Verletzungen im Vorfeld, keine Krankheiten und keine Ausreden für ein Trainingsdefizit. Oder…vielleicht doch ein bisschen…das Zwacken im Bein, die Magenprobleme zwei Stunden vorm Start? Ach ne, das ist normales Event-behaviour 😀


Der Startbeutel
Jahaa, der Startbeutel. Das gibt zwar kaum jemand zu, aber der Startbeutel ist für viele Fahrer wie früher die Wundertüte für Kinder. Und wie wir als Kinder früher auch immer wieder vom Inhalt enttäuscht worden (weil die Hersteller ja einfach nur ihren Scheiß loswerden wollten), so war der Startbeutel diesmal auch nicht gerade der Hit. Dabei hofften doch der Eine oder Andere durch das 10 jährige Velothon-Berlin-Jubiläum auf irgendeine kleine Überraschung. War aber nix. Die obligatorische Trinkflasche, eine Probepackung Shampoo und ein Müsliriegel. Na ja, zumindest gab es einen Flyer, indem auch das Rahmenprogramm aufgeführt war, das suchte man nämlich auf der Webseite vom Velothon vergeblich.


Das Rahmenprogramm
Da wäre an erster Stelle die Messe. Freue ich mich immer drauf. Findet man eigentlich immer was zum Kaufen und man kann sich viele Dinge anschauen oder ausprobieren die man sonst nur im Internet sieht. Leider war die Messe diesmal ziemlich klein, kleiner als im Vorjahr und überhaupt kein Vergleich zu der Messe der Hamburg Cyclassics. Das einzige Teil, das ich mir gekauft habe, war eine Velothon-Mütze am Sonntag, weil ich am Samstag die Sonne unterschätzt hatte und mir der Lorenz ziemlich aufs Gehirn gebrannt hat.

An zusätzlichen Rennen gab es das Kidsrennen, ein Nachwuchsrennen, das Fixi-Rennen und ein Legendenrennen. Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich von den Legenden fast niemanden kannte, aber dieses fast stand für Jens Voigt. Scheiß auf Eddy Merckx, Lance Armstrong oder Pantani, mein Radsportheld heißt Jens Voigt. Und der Kerl ist genauso super drauf, nett und wenig arrogant, wie man es aus dem Fernsehen kennt. Ich weiß ja nicht wer sonst noch sein Rad wieder abgestellt, die Blumen und Siegerurkunde beiseitegelegt hätte, nur um meinen Wunsch nach einem gemeinsamen Foto nachzukommen. Wow, ich war voll geflasht. Ungefähr so, wie 10 jährige Mädchen bei Justin Bieber 😀


Beim Kidsrennen war der eine oder andere Ordner etwas überfordert, denn nachdem die ersten Kinder nach 1.5 km die Ziellinie überquerten und ausfahren wollten, schickten die Ordner diese Kids nach ca. 50 Metern wieder zur Ziellinie zurück. Natürlich sollten die Kids nur bis zur Ziellinie fahren und nicht darüber, aber…Hallo?…das sind Kids. So wurde die Ziellinie für einen kurzen Moment von beiden Seiten überfahren, ist aber gut gegangen.


Leider gab es das Klappradrennen vom letzten Jahr nicht und auch die U23 war nicht unterwegs. Auch war die Runde nicht so gut überschaubar wie im letzten Jahr. Na ja, für die meisten Fahrer ist das eh nur nebensächlich.


Der Start- und Zielbereich
Fand ich super. Messe und Akkreditierung waren diesmal direkt am Brandenburger Tor, der Start zwischen Brandenburger Tor und Potsdamer Platz. Kurz vorm Ziel fuhr man auf die Siegessäule zu und anschließend aufs Brandenburger Tor, das ist wirklich super und ein ganz toller Moment. Ganz ehrlich? Scheiß aufs Rahmenprogramm, für solch eine Zieleinfahrt kommen die Fahrer nach Berlin.

Im Zielbereich bei der Verpflegung war’s dann, zumindest als wir dort eintrafen, ziemlich eng. Mein Hefeweizen habe ich trotzdem bekommen, hat man sich danach einfach verdient und schmeckte bei den heißen Temperaturen mehr als gut.


Das Wetter
Besser geht nicht. Sonne satt, blauer Himmel und selbst um 07:30 Uhr schon Temperaturen, bei denen man locker auf eine Jacke oder Weste verzichten konnte. Und, gerade für mich als Norddeutscher eine Rarität, kaum Wind.


Das Rennen
Kerstin und ich entschieden uns wieder für die 60er Runde. Um 07:45 Uhr rollten wir bereits aus Block E los. Kerstin hatte etwas Respekt vor der Strecke, da sie in diesem Jahr erst zum dritten Mal auf den Rennrad saß. Da ich meine Frau gut kenne, hatte ich dahingehend überhaupt keine Bedenken.

Uns gefällt die Strecke ausgesprochen gut. Ja, die Straßen sind nicht immer die besten, aber eigentlich juckt mich das nicht besonders. Dafür fährt man ein paar Kilometer durch die City und an ein paar schönen Sehenswürdigkeiten vorbei. Das würde ich mir z. B. auch für Hamburg wünschen.


Wir fuhren relativ gelassen los und sahen gegen Ende dann doch viele Fahrer wieder, die uns zu Anfang überholten und evtl. die Havelchausee unterschätzt hatten. Brenzlige Situationen gab es glücklicherweise keine. Wir fuhren allerdings auch immer schön rechts und hielten gepflegten Sicherheitsabstand zu vorausfahrenden Fahrern. Nur einmal meinte so ein Ochse uns trotzdem rechts überholen zu müssen um dann anschließend direkt vor uns nach links rüber zuziehen. An Unfällen sahen wir eigentlich auch nur einen Fahrer an der Parallelstraße zur 115, der aber schon betreut wurde.


Mir gefällt besonders das letzte Drittel der Strecke. Angefangen beim Flughafen Berlin Tempelhof geht es an die Spree und vorbei am Alexanderplatz zum Hauptbahnhof. Wie schon gesagt, erblickt man dann kurz vorm Ziel die Siegessäule und das Brandburger Tor.
Im Ziel war Kerstin dann 17 Minuten schneller als im letzten Jahr, obwohl das nicht zwingend unsere Absicht war.


Berlin
Ist immer eine Reise wert. Für uns ist das immer ein kleiner Urlaub. In aller Ruhe Freitag hin und in aller Ruhe wieder am Montag zurück. Dabei grasen wir nicht die Sehenswürdigkeiten ab, denn für uns steht halt das Radsportevent ganz klar im Mittelpunkt. Und statt uns in einen Doppeldeckerbus für eine Stadtrundfahrt zu setzten, setzen wir uns lieber einmal mehr ins Café. Aber jeder wie er möchte.


Denn die schönste Stadtrundfahrt haben wir immer am Sonntagvormittag auf dem Rad, besser geht’s nicht.
Thomas Tremmel