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Rad am Ring 2018

5. Runde, nach der Hälfte der langen Steigung zur Hohen Acht: „Nächstes Jahr kann der Diercks seine Scheiß-Nordschleife alleine fahren. Das war dies Jahr für mich das letzte Mal.“

5. Runde, nach der Hohen Acht auf der Abfahrt zum Brünnchen: „Geilo, geilo, geilo, warum kann das Event nicht nächste Woche wieder stattfinden?“

Klingt komisch, ist aber so. Und im Laufe des Jahres werden die Erinnerungen an die Quälerei immer kleiner (warum habe ich eigentlich immer Pause an der Hohen Acht gemacht?) und an die tollen Momente immer größer.

Dies Jahr waren wir zu dritt; Jörn hat sich von Kais und meinen begeisterten Erzählungen völlig anstecken lassen. Von den Qualen haben wir eher weniger erzählt, da war die Erinnerung nicht mehr ganz so groß 😀 Kai und ich hatten uns dies Jahr ein Wohnmobil geliehen, was wirklich sehr praktisch war. Allerdings funktionierte die Klimaanlage nicht und an diesem Freitag hatten wir über 30°C, so dass ich während der kompletten Fahrt die Seitenscheibe unten hatte, anders war das nicht auszuhalten. Am Nürburgring angekommen war ich auch fix und fertig und hätte an diesem Tag nicht eine Runde mehr fahren können.

Glücklicherweise sollte die Sonne die nächsten zwei Tage nicht ganz so brennen, dafür war aber Regen und Gewitter angesagt.Durch die angenehme Startzeit kurz vor 13:00 Uhr hat man ausreichend Zeit am Morgen für alles Mögliche. Wir trafen uns um 09:30 Uhr am Start und Ziel für ein gemeinsames Gruppenfoto mit weiteren Teilnehmern der STRAVA-Gruppe Kilometer für Kinder. Leider sind dem Aufruf nur sehr wenige Teilnehmer gefolgt, obwohl später auf der Strecke viele Fahrer mit KfK-Trikot zu sehen waren.

Jörn und Kai hatten sich am Vortag auf der Messe schon mit schönen Schnäppchen eingedeckt und so machten wir die Räder fertig und auf ging’s zu Start.Ganz vorne starteten die Jedermänner über 160, 75 oder 25km, dann folgten die 24 Stunden Fahrer, wobei wir uns weit hinten einreihten, denn die Teamfahrer fahren in der Regel deutlich schneller als die Einzelfahrer. Kein Wunder, denn der Fahrer im Vierer-Team hat nach seiner Runde 3 Stunden Pause, der im Achterteam sogar 7.

Zum Start war es trocken, obwohl drohende Wolken über dem Ring schwebten und auch schon am Vormittag für Regen sorgten. Die Wettervorhersage war auch nicht wirklich prickelnd die Tage vorher, aber wir bekamen nur in der ersten Runde einen ordentlichen Schauer ab und das sollte es dann auch schon gewesen sein für den Rest der Veranstaltung.

Bei den warmen Temperaturen trocknete die Stecke relativ schnell wieder ab, trotzdem gab es wohl besonders während dieser Phase die meisten Stürze.

In der ersten Runde wollten Kai, Jörn und ich zumindest bis zur Hohen Acht zusammen fahren, was auch gut klappte. Man muss höllisch aufpassen, dass man sich weder von den Jedermännern, noch von den Teamfahrern mitziehen lässt, denn jedes Korn wurde noch bitter benötigt.

An der Quiddelbacher Höhe in der ersten Runde sprang Jörn die Kette ab. Zum Glück war es nur die Kette, denn der Quiddelbacher Höhe sind schon viele Schaltwerke zum Opfer gefallen.

Außer Teile des GrandPrix-Kurses und der Döttinger Höhe, gibt es eigentlich keine Fahrten auf Ebenen; entweder geht es nach unten oder nach oben. Deshalb funktioniert ein lockeres Mitrollen in der Gruppe wie bei anderen Rennen auch nicht.

550 Höhenmeter auf 26 Kilometer pro Runde sind für uns Flachlandtiroler schon ein gutes Pfund. Besonders dann, wenn Steigungen von 10 – 17% dabei sind. Wer eine Dreifach-Kurbel oder bei einer Kompakt-Kurbel ein Ritzel größer 28 sein eigen nennt, wird sich spätestens an der Hohen Acht über diese Entscheidung freuen.

In der Fuchsröhre wünscht man sich wiederum genau das Gegenteil, denn bei einer Kompakt-Kurbel tritt man dort irgendwann ins Leere 😀

Da man mir im letzten Jahr auf den Fotos die Qualen an der Hohen Acht im Gesicht ansehen konnte, nahm ich mir diesmal einfach vor zu pfeifen oder zu lächeln.

In den letzten Runden gelang mir das aber auch nicht mehr wirklich 😀

Dafür aibt es in jeder Runde ein Dauergrinsen bei den Abfahrten, da kann man einfach nicht genug von bekommen.

Besonders freute ich mich auch wieder auf die Fahrten in den Sonnenauf bzw. –untergang. Bei dem Wetter auf der Nordschleife ein Traum.

Nach 7 Runden am Samstag war ich dann doch ziemlich alle und legte mich um 24:00 Uhr für ein paar Stunden ins Bett.

Kai fuhr in der Nacht noch zwei weitere Runden. Ich stellte mir den Wecker auf 04:00 Uhr, stellte ihn aber wieder beim Klingeln aus und pennte noch ’ne Stunde. Boah, ich war ziemlich platt und mir fehlte da echt die Motivation für weitere Runden. Außerdem war mir schweinekalt. Ein warmes Frühstück wäre jetzt nicht schlecht, aber wir sind ja nicht im Club Robinson 😀

Also schnell ein Skyre mit Banane und rein in die Rad-Klamotten. Dann stand auch Jörn schon vor der Wohnmobiltür, Kai war schon wieder unterwegs. Windweste und Armlinge waren angesagt, denn es war noch ziemlich frisch.

Nach den ersten Metern auf dem Ring waren die Motivation und die Freude wieder da, aber an den Steigungen waren die fehlenden Kräfte doch deutlich spürbar. Jörn und ich hatten eigentlich 4 Runden für Sonntag geplant, aber für die letzte Runde wollten wir uns mit Kai um 11:15 Uhr am Wohnmobil treffen und dass hätten wir nicht mehr pünktlich geschafft. Also entschieden wir uns nach 2 Runden für einen großen Pott Kaffee und eine Portion warme Nudeln, gute Entscheidung. Frisch gestärkt gingen wir dann die letzte Runde an.

Wie schon im letzten Jahr fiel mir die letzte Runde leichter, als die Runden davor. Gemeinsam meisterten wir drei die letzte Runde und fuhren nebeneinander ins Ziel für ein schönes Zielfoto.

Wir ließen auch, wie das eigentlich alle Teams machten, genügend Abstand zum Team vor uns, damit es auch was mit dem Zielfoto werden würde, aber wir wussten nicht, dass vor uns das Team Arschgeige fuhr, die kurz vor den Fotografen das Tempo immer weiter drosselten und fast stehend in die Fotografen fuhr, um auch besonders viele Fotos zu bekommen. 

Das war wirklich das erste und einzige Mal, dass ich mich am Ring über andere Fahrer geärgert habe und denen zu gerne in den Arsch getreten hätte.

Egal, wir machten unsere eigenen Zielfotos, freuten uns über ein gelungenes Event und machten uns auf den Weg Richtung Heimat.

10 Runden sind’s bei mir wieder geworden, mit 260 Kilometern und 5400 Höhenmetern. Im Gegensatz zum letzten Jahr fühlte ich mich nicht ganz so kaputt und konnte nach einer erfrischenden Dusche das Wohnmobil noch wieder Richtung Harsefeld bewegen, was ich im letzten Jahr nie und nimmer geschafft hätte.

Nordschleife Nürburgring, wir sehen uns dies Jahr nochmal wieder, denn jetzt möchte ich auch mal erfahren, wie die Grüne Hölle mit dem Auto auf mich wirkt.

Nächstes Jahr sehen wir uns wieder, denn so schlimm waren die Steigungen nicht, oder?

Thomas Tremmel

Btw; die meisten Bilder mit mir und von den Impressionen stammen, mit freundlicher Genehmigung, von Sportograf. Mit Abstand der beste Fotoservice bei Rad- und Laufveranstaltungen den ich kenne. Alleine für die Bilder lohnt sich schon die Mitfahrt bei Rad am Ring.