BeiträgeRennrad - RTFs und Rennen

1. Weser-Elbe-Radmarathon 2018

Es gehört schon etwas Mut und auch Verrücktheit dazu, in Zeiten sterbender RTFs und Mangel an Helfern, eine neue Veranstaltung auf die Beine zu stellen. Und dann auch noch in Koordination mit 4 Vereinen. Und dann auch noch einen Radmarathon. Weiß der Geier was die 4 Vereine aus Bokel, Bremervörde, Buxtehude und Himmelpforten geritten hat das auf die Beine zu stellen, aber um es vorwegzunehmen, sie haben es großartig gemacht.

Eigentlich wollte ich nach der langen Tour bei der Großen Weserrunde letzte Woche nicht gleich wieder so eine Mammutstrecke absolvieren, aber die Organisatoren des Marathons versorgten mich über ihren Newsletter immer wieder mit aktuellen Informationen zur Strecke, so dass mein Interesse nicht nachließ, sondern weiter wuchs. Dazu kam eine extra für die Tour ins Leben gerufene Homepage, die alle Informationen sehr übersichtlich bereithielt und eine Facebookseite. So war mir bereits vor dem Start bewusst, das hier nicht nur viel Arbeit und Mühe in die Veranstaltung gesteckt wurde, sondern auch eine große Portion Herzblut.

210 Kilometer, das kann verständlicherweise nicht jeder leisten und auch nicht jeder kann oder mag sich auf einen Samstag den kompletten Tag für solch eine Tour freinehmen. Trotzdem hätten es gerne etwas mehr als die 65 Starter sein dürfen. Besonders schade, dass man kaum jemanden aus den anliegenden Vereinen und Radsportclubs aus der Region angetroffen hat.  Die mir bekannten Gesichter kamen alle aus Hamburg. Der Radmarathon hätte mehr Unterstützung verdient gehabt.

Start war in Buxtehude. Angemeldet hatte ich mich bereits über die Webseite, so dass ich nach einem kleinen Frühstück um 07:00 Uhr mit den anderen Startern auf die Stecke fuhr. Ging gleich relativ flott los und eine Sache war schon jetzt klar; der Wind wird heute nicht unser Freund.

Auf ging’s Richtung Weser zur ersten Verpflegungsstelle nach Seedorf bei Kilometer 43. In Goldbeck wurde ich von den 3 Musketieren Gerrit, Frank und Thomas vom FC St. Pauli überholt, die ich dann leider, aber erwartungsgemäß, nicht mehr einholte.

Zusammen mit drei weiteren Mitstreitern bildeten wir eine kleine, aber feine Gruppe mit ungewöhnlichem Wechsel an der Spitze. Wer meinte: „So, jetzt bin ich aber auch mal dran“, fuhr einfach nach vorne in den Wind. Erst bei Kilometer 122, bei der Verpflegungsstelle in Ebersdorf einigten wir uns darauf, dass sich der Vordermann einfach zurückfallen lässt, wenn er nicht mehr kann. War dann bei schwindenen Kräften die bessere Wahl, obwohl es vorher auch unerwartet gut klappte.

Eine Tour bei aufgehender Sonne zu starten ist einfach super. Die Landschaft wird in ein tolles Licht gehüllt und so vergehen die ersten Kilometer im Flug.

An der ersten Verpflegungsstelle in Seedorf gab es zur frühen Stunde bereits Kuchen. Eigentlich nicht so mein Ding, aber der sah so verdammt lecker aus, was sich dann sogar als besonders lecker rausstellte.

Bis nach Bokel, zur zweiten Verpflegungsstellebei Kilometer 92, raubte uns der Wind die gerade neu zugewonnenen Körner. Meine Herren, schöne, aber endlos gerade Strecke und Wind nur von vorne. Auch in Bokel wieder eine tolle Verpflegung. Unter anderem Schmalzbrote und Cornichons. Großartig.

Auf dem Weg zur dritten Verpflegungsstelle nach Ebersdorf, bei Kilometer 122, nahmen wir eine kurze Zwangspause an einer Bahnschranke gerne an. Die Strecke war übrigens bisher sehr klasse. Sehr wenig Autoverkehr und ganz viel Landschaft. Sehr schön ausgesucht.

Dann ging es Richtung Oste. Leider wurde nicht an der Oste, sondern nur über die Oste gefahren. Wir kamen gerade rechtzeitig zum Ablegen der Broberger Fähre bei Kilometer 138 an und waren schwuppdiwupp auch schon auf der anderen Seite. Kurzeitig spiegelte sich in unseren Augen wieder, ob wir nicht einfach mehrmals hin- und herfahren sollten, aber das wurde dann doch wieder schnell verworfen. Immerhin sollte knapp 10 Kilometer später ja die Verpflegungsstelle in Himmelpforten kommen, an der wir fast vorbeigefahren wären, aber lautes Rufen der Himmelpfortener lenkte uns schnell wieder auf die richtig Bahn.

Hier gab es dann Wasser und trocken Brot im Stehen und wir fuhren schnell weiter. Von wegen; Pasta mit Bolognese oder Tomatensoße am gedeckten Tisch. Vielleicht noch einen Kaffee oder Cappuccino im Anschluss? Boah, man mochte kaum weiterfahren, so toll war das.

Das muss ich eh mal an dieser Stelle hervorheben; die Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft der Helfer an den Verpflegungsstellen, wie auch an Start und Ziel, war einfach großartig. Das sorgte immer bei den nachfolgenden Kilometer für ein paar Extra-Körner in den Beinen. Man fuhr einfach mit einem tollen Gefühl.

Mittlerweile profitierten wir ja auch vom Rückenwind und fast fingen wir an während der Fahrt zu singen (Neinnein, haben wir dann nicht gemacht, wir wollten die Gruppe ja nicht sprengen).

Es ging Richtung Elbe. In Grünendeich bei Kilometer 185 gab es noch mal Verpflegung. An der Schwingebrücke mussten wir kurz stoppen, da wir ein Schiff passieren lassen mussten. Eine schöne Abwechslung, besonders dann, wenn man die Brücke noch nie hat fahren sehen.

Von der Elbe erhaschten wir leider nur einen kurzen Blick am Lüheanleger. Wenn ich alleine oder zu zweit gefahren wäre, dann hätte ich wohl den Weg direkt an der Elbe gewählt. Nicht nur wegen des tollen Ausblicks, sondern auch wegen des hohen Autoverkehrs an diesem Stück.

Das gilt besonders für das Stück von Jork-Borstel bis zur Abzweigung bei Hinterbrack. Der Radweg ist hier leider katastrophal, aber die Straße durch das hohe Verkehrsaufkommen und kaum Überholmöglichkeiten für Autofahrer keine echte Alternative. So gab es dann auch gefährliche Überholmanöver in Kurven. Es gibt leider in dem Bereich keine echten Alternativen, aber vielleicht ist ja im nächsten Jahr die Straße zwischen Jork und Königreich fertig. Auch nicht toll, aber meiner Meinung nach durch die gerade Strecke eine sicherere Alternative.

An der Este Richtung Buxtehude, ein tolles Stück zum Radfahren, schlug uns der Wind nochmal mit aller Macht entgegen, aber wir wussten ja, das Ziel ist nicht mehr weit. Leider mussten wir und dann noch durch den Buxtehuder Shopping-Samstag quälen, aber dafür wüsste ich jetzt auch keine Alternative.

Nach 210 tollen Kilometern waren wir wieder im Ziel. Dort gab es noch lecker Wurst und Bier, sowie schöne Gespräche.

Kritikpunkte? Ich mag bei so einer gelungenen Tour kaum die Erbsenkiste aufmachen. Ein Stück an der Oste lang, hätte mir gut gefallen, was eher ein Wunsch als Kritik ist. Aber sonst? Nix. Schwer zu glauben, dass diese Tour zum ersten Mal durchgeführt wurde.

Ach doch; da die Buxtehuder definitiv einen guten Draht zum Wettergott haben (die RTF Has und Igel findet immer bei Bombenwetter statt), vielleicht könnt ihr das nächste Mal noch etwas an der Windschraube drehen.

Tausend Dank von einem Teilnehmer, der von eurem Mut und eurer Verrücktheit profitiert so eine Tour auf die Beine zu stellen. Ihr sorgt mit solchen Aktionen dafür, dass ich noch mehr Spaß und Freude an meinem Hobby habe. 

Thomas Tremmel